Vom grie­chi­schen Rhe­to­ri­ker Demo­sthe­nes heißt es, er habe sei­ne Reden ein­ge­übt, indem er mit einem schwe­ren Kie­sel­stein auf der Zun­ge gegen das tosen­de Meer ansprach. Ganz so mar­tia­lisch dürf­te es bei den Vor­be­rei­tun­gen der Nach­wuchs­red­ner, die Sams­tag­mor­gen im Her­mann-Josef-Kol­leg (HJK) in Stein­feld am 3. Eus­kir­che­ner Rhe­to­rik-Wett­be­werb des Rota­ry-Clubs Eus­kir­chen-Burg­fey teil­nah­men, wohl nicht zuge­gan­gen sein. Den­noch konn­ten die jun­gen Leu­te am Ende die hoch­ka­rä­tig besetz­te Jury, dar­un­ter die ehe­ma­li­ge Inten­dan­tin des WDR, Moni­ka Piel, von ihren Talen­ten eben­so über­zeu­gen wie Demo­sthe­nes einst die grie­chi­sche Volks­ver­samm­lung.
Die Ver­an­stal­tung im HJK war Teil eines drei­stu­fi­gen Aus­wahl­ver­fah­rens. „Zunächst fand ein schul­in­ter­ner Wett­be­werb in den Ober­stu­fen der Gym­na­si­en im Kreis Eus­kir­chen statt“, berich­te­te Frank Weim­bs, der den Wett­be­werb zum wie­der­hol­ten Male orga­ni­sier­te und mode­rier­te. Kurz vor Weih­nach­ten im ver­gan­ge­nen Jahr hät­ten die ers­ten bei­den Sie­ger die­ses Wett­be­werbs fest­ge­stan­den, die nun am Sams­tag beim club­in­ter­nen Wett­be­werb des Rota­ry-Clubs dabei waren, deren Gewin­ner wie­der­um im Juni beim Distrikt­fi­na­le in Aachen ihr Kön­nen zei­gen dür­fen.
Von den Schü­le­rin­nen und Schü­lern, die in Stein­feld das Red­ner­po­di­um erstie­gen, wur­de erwar­tet, dass sie ein The­ma nach eige­ner Wahl vor­tru­gen. „Dabei bewer­te­te die Jury nicht den Inhalt der Rede, son­dern die sach­li­che Kor­rekt­heit und den logi­schen Auf­bau sowie die Zuhö­rer­ori­en­tie­rung und Über­zeu­gungs­kraft der Teil­neh­mer“, so Weim­bs.
Dar­über hin­aus stan­den die Ori­gi­na­li­tät des Vor­trags­stils, das Sprach­ni­veau und die Aus­spra­che im Fokus der Bewer­tung. Zudem durf­te die stil­si­che­re, freie Rede die Zehn-Minu­ten-Gren­ze nicht über­schrei­ten.
In der Aula des Her­mann-Josef-Kol­legs herrsch­te beson­de­re Freu­de dar­über, dass die bei­den ers­ten Plät­ze an zwei Schü­le­rin­nen des HJK gin­gen. „Die Jury, die neben Moni­ka Piel von Dr. Rolf Bruhns und Paul Georg Neft, dem ehe­ma­li­gen Schul­lei­ter des Micha­el-Gym­na­si­ums in Bad Müns­ter­ei­fel, gestellt wur­de, wuss­te nicht, von wel­chen Schu­len die Teil­neh­mer kamen“, berich­te­te Weim­bs.
Auf dem ers­ten Platz lan­de­te Leo­nie Trösch, die mit ihrem Vor­trag zum The­ma „Vege­ta­ris­mus – Die Zukunft wird vege­ta­risch“ am meis­ten über­zeu­gen konn­te. Moni­ka Piel lob­te vor allem die sehr freie und authen­ti­sche Rede, die nicht frei von Selbst­iro­nie gewe­sen sei, aber den­noch sehr mis­sio­na­risch ihren Stand­punkt ver­tre­ten habe.
Der zwei­te Platz ging an Sarah Wid­dau, die einen Mono­log in einer Gefäng­nis­zel­le hielt unter dem Titel „Bin ich ein Sadist?“ Hier lob­te die Jury grund­sätz­lich die sehr gute Leis­tung. Punkt­ab­zug gab es ledig­lich, da der Mono­log ein wenig aus dem Rah­men fiel und eher eine schau­spie­le­ri­sche denn eine rhe­to­ri­sche Leis­tung dar­stell­te. „Ich muss aller­dings zuge­ben, dass Sie ein sehr gro­ßes schau­spie­le­ri­sches Talent besit­zen“, sag­te Moni­ka Piel aner­ken­nend.
Alys­sa Eßer vom Emil-Fischer-Gym­na­si­um ver­pass­te mit ihrem Vor­trag zum The­ma „Mehr Rech­te für Homo­se­xu­el­le“ nur knapp die Wei­ter­lei­tung zum Distrikt­fi­na­le. Die Schü­le­rin habe ihr The­ma sehr enga­giert und emo­tio­nal vor­ge­tra­gen, lob­te die Jury.
Auf Platz vier und fünf lan­de­ten Dani­elle Schnei­der und Tor­ben Krü­ger vom Fran­ken­gym­na­si­um Zül­pich. Bei­de hat­ten sich um ein bil­dungs­po­li­ti­sches The­ma bemüht und die­ses eben­falls sehr enga­giert ver­tre­ten.
Für ihre Leis­tun­gen erhiel­ten die Plat­zier­ten neben einer Urkun­de auch Geld­prei­se. Der ers­te Platz wur­de mit 400 Euro belohnt, der zwei­te mit 250 Euro, für Platz drei gab es 150 Euro und die Plät­ze vier und fünf gin­gen mit je 50 Euro nach Hau­se. Das HJK als Schu­le des ers­ten Sie­gers erhielt zusätz­lich noch ein­mal 500 Euro für die Finan­zie­rung von Sach­mit­teln.
Frank Weim­bs bedank­te sich beim Her­mann-Josef-Kol­leg und hier beson­ders bei den bei­den Leh­rern von der Fach­schaft Deutsch, Dia­na Hoch und Micha­el Schmitz, für die Bereit­schaft, den Wett­be­werb aus­zu­rich­ten.
Beson­de­rer Dank ging auch an Rita Witt, Vor­stands­di­rek­to­rin der Kreis­spar­kas­se Eus­kir­chen, die einen Scheck in Höhe von 1000 Euro für die Unter­stüt­zung des Wett­be­werbs über­reich­te. „Wir erle­ben es selbst täg­lich, dass in All­tags­si­tua­tio­nen die Qua­li­tät der Kom­mu­ni­ka­ti­on manch­mal etwas lei­det und fin­den es wich­tig, bei jun­gen Leu­ten durch Wett­be­wer­be wie die­sen wie­der Inter­es­se am prä­zi­sen sprach­li­chen Aus­druck zu wecken“, so Rita Witt.
„Wer heu­te beruf­lich erfolg­reich sein will, der soll­te auch in der Lage sein, eine Rede zu hal­ten“, füg­te Frank Weim­bs hin­zu und erin­ner­te dar­an, dass Bil­dung und Jugend­för­de­rung bei Rota­ry im Vor­der­grund stün­den. So sei bei­spiels­wei­se Rota­ry Inter­na­tio­nal der welt­weit größ­te pri­va­te Anbie­ter für Schü­ler­aus­tausch-Pro­gram­me.
Nach dem anstren­gen­den Wett­be­werb erleb­ten die Teil­neh­mer dann, dass die Zun­ge nicht nur für rhe­to­ri­sche Höchst­leis­tun­gen kon­zi­piert ist, son­dern auch für geschmack­li­che. Im Klos­ter Stein­feld hat­te Wolf­gang Scheidt­wei­ler, Inves­tor und Betrei­ber des Gäs­te­hau­ses sowie selbst Rota­ry-Mit­glied, die Gäs­te zu einem Mit­tag­essen ein­ge­la­den.

Quelle:Eifeler Pres­se Agentur/epa
Bil­der: Micha­el Thalken/Eifeler Pres­se Agentur/epa