2. Halbjahr2014/2015DeutschSchuljahre

Kall-Stein­feld — Auf die Fra­ge einer Fünft­kläss­le­rin, wie er denn auf sei­ne vie­len span­nen­den Ideen kom­me, gab der Schrift­stel­ler Gerd Rue­benstrunk gleich meh­re­re Ant­wor­ten: “Zum einen durch die vie­len Bücher, die ich lesen — wie alle Autoren, die ich ken­ne.” Dazu kom­me sei­ne Fan­ta­sie und ein ein­fa­cher Trick: “Man fragt sich stän­dig “was wäre, wenn…”” Wer das berück­sich­ti­ge und im Leben Augen wie Ohren offen hal­te, der habe immer und über­all tol­le Ideen, “auch auf dem Schul­hof oder im Bus”.

Die zahl­rei­chen Fra­gen — und span­nen­den Ant­wor­ten, die der Lesung des erfolg­rei­chen Autors Gerd Rue­benstrunk in der Aula des Her­mann-Josef-Kol­legs folg­ten, mach­ten deut­lich: Mis­si­on gelun­gen. Der Jugend­buch­au­tor war näm­lich nicht zufäl­lig am 23. April zu Gast im Stein­fel­der Gym­na­si­um. Er fei­er­te mit den Schü­lern, eini­gen Leh­rern und Eltern sowie Kirs­ten und Tho­mas Pav­lik von der gleich­na­mi­gen Kal­ler Buch­hand­lung den “Welt­tag des Buchs”. Er wur­de 1995 von der UNESCO als welt­wei­ter Fei­er­tag für das Lesen, für Bücher und die Rech­te der Autoren ins Leben geru­fen. Die UN-Orga­ni­sa­ti­on für Kul­tur und Bil­dung hat sich von dem kata­la­ni­schen Brauch inspi­rie­ren las­sen, zum Namens­tag des Volks­hei­li­gen St. Georg Rosen und Bücher zu ver­schen­ken. Dar­über hin­aus hat der 23. April auch Bezug zur Lite­ra­tur: Er ist der Todes­tag von Wil­liam Shake­speare und Miguel de Cer­van­tes.

Gebannt ver­folg­ten die knapp hun­dert Fünft­kläss­ler den mit viel Kör­per­ein­satz vor­ge­tra­ge­nen Pas­sa­gen aus Rue­benstrunks Tri­lo­gie, in der sich Arthur und Laris­sa auf die Suche nach den “ver­lo­re­nen Büchern” machen und dabei vie­le Rät­sel lösen sowie Aben­teu­er bestehen müs­sen. “Es geht um ein uraltes Geheim­nis, eine uralte Ver­schwö­rung, und am Schluss müs­sen die bei­den ihren gefähr­lichs­ten Geg­ner besie­gen — sich selbst”, so der Autor. Die vor­ge­tra­ge­nen Text­pas­sa­gen unter­brach er immer wie­der für Erläu­te­run­gen und Fra­gen an sein jun­ges Publi­kum. Im Gepäck hat­te Rue­benstrunk zudem Film­se­quen­zen aus den Städ­ten, in die Arthur und Laris­sa ihre Suche führt: Ams­ter­dam mit dem tat­säch­lich exis­tie­ren­den “Haus mit den Blut­fle­cken”, Bolo­gna, Cor­do­ba, Dubrov­nik, Eden­bo­rough und Jemen. Wie er den Schü­ler ver­riet, hat Rue­benstrunk die­se Orte vor dem Schrei­ben selbst bereist, “weil man zwar vie­les, aber nicht alles im Inter­net recher­chie­ren kann”.

Ob es denn die “ver­ges­se­nen Bücher” tat­säch­lich gebe, frag­te ein Schü­ler. Die Ant­wort des Autors fas­zi­nier­te sein Publi­kum ganz offen­sicht­lich: “Ich habe sie erfun­den”, stell­te er zunächst klar, berich­te­te aber dann: “Es gibt einen durch­aus ernst zu neh­men­den Wis­sen­schaft­ler, der sagt, dass es alles, was man sich aus­den­ken kann, auch gibt.” Er kön­ne sich das gut vor­stel­len, so Gerd Rue­benstrunk, “viel­leicht nicht hier, son­dern in einer Par­al­lel­welt, von denen es ja meh­re­re geben soll”.

Auch in sein Pri­vat­le­ben gewähr­te der Autor den HJK-Schü­lern Ein­bli­cke. Auf die Fra­ge, ob er schon als Kind viel gele­sen habe, ent­geg­ne­te er ein ent­schie­de­nes “Ja”. Bereits mit fünf Jah­ren habe er lesen gelernt und bald ent­deckt, wel­che Mög­lich­kei­ten es ihm eröff­net: “Ich bin in Gel­sen­kir­chen auf­ge­wach­sen, einer eher häss­li­chen Stadt, auch war mei­ne Kind­heit nicht so rich­tig glück­lich.” Dann habe er die Welt der Geschich­ten ent­deckt und gemerkt: “Mit Büchern ist alles mög­lich.” Ganz ähn­lich wie sei­ne Haupt­fi­gur Arthur übri­gens, der er auto­bio­gra­fi­sche Züge ein­räumt. Die Ver­an­stal­tung ende­te mit eben­so spon­ta­nem wie don­nern­dem Applaus der Schü­ler — bevor sie die Büh­ne stürm­ten. Dort näm­lich hat­te der Autor für alle signier­te Lese­zei­chen bereit­ge­legt.

Im Her­mann-Josef-Kol­leg ist der Deutsch- und Eng­lisch­leh­rer Mar­cus Michels zustän­dig für die Lese­för­de­rung und somit neben der Schul­bü­che­rei und dem Vor­le­se­tag auch für die Orga­ni­sa­ti­on des Welt­buch­tags. Bun­des­weit fin­det er jeweils unter dem Mot­to “Ich schenk dir eine Geschich­te” statt, dem in jedem Jahr ein eigens auf­ge­leg­tes Buch gewid­met ist. In die­sem Jahr ist es “Die Kro­ko­dil­ban­de in gehei­mer Mis­si­on” von Dirk Ahner, das Buch ver­teil­te das Ehe­paar Pav­lik nach der Lesung kos­ten­los an alle Schü­ler. Mar­cus Michels ist es wich­tig, den Schü­lern Bücher nicht nur “wie in einem Muse­um” anzu­bie­ten: “Wir müs­sen etwas tun, mit Aktio­nen Inter­es­se wecken, so dass die jun­gen Leu­te den Weg in die Büche­rei fin­den.” Und dann spä­ter viel­leicht auch in die Buch­hand­lung, denn auch dafür möch­te die Schu­le mit dem Welt­buch­tag in Koope­ra­ti­on mit Pav­liks ein Zei­chen set­zen: den loka­len Buch­han­del.

Übri­gens, ein klei­nes “Bon­bon” gab Gerd Rue­benstrunk den Schü­lern ganz zum Schluss mit auf den Weg: “Das ist eine unheim­lich schö­ne Schu­le, die ihr hier habt. Ihr könnt glück­lich sein, hier und in die­sem Umfeld unter­rich­tet zu wer­den…”

Text und Bil­der: Ali­ce Gempfer/pp/Agentur Pro­fi­Press