Steinfeld – Eine Perle der deutschen Spieloper brachte das „JO!“, Junge Oper aus Detmold, auf die Bühne des Hermann-Josef-Kollegs (HJK). Das farbenfrohe Bühnenbild führt die Fünft- und Sechstklässler in die Kalifenzeit im Orient und in eine Geschichte aus „Tausendundeine Nacht“. Aufgeführt wird die Komische Oper „Abu Hassan“ in einem Akt.
Frohgelaunt beginnt der flotte Abu Hassan ein Duett mit Fatime: „Liebes Weibchen, reiche Wein“, singen sie. Aber, oh weh, anstatt Wein, Konfitüre und Pastetchen gibt es nur eine dürftige Mahlzeit mit Wasser und Brot. Denn die beiden haben zuvor all ihr Geld leichtsinnig verprasst. Keiner leiht ihnen mehr Geld. Nur der reiche Wechsler Omar schwenkt gierig weitere Schuldscheine und lockt ins Verderben. Er ist kein Kostverächter, für mehr Geld fordert der von der schönen Fatime als Gegenleistung Liebe.
Operngerecht wechseln tragische, wehklagende, tränenreiche Sequenzen ab, mit hoffnungsvollen, freudigen und glücksseligen Momenten. Ein Auf und Ab der Gefühle folgt daraus für die Zuschauer. Wird der Plan, dass beide ihren Tod vortäuschen, um Geld für die Beerdigung zu ergaunern, gut gehen?
Spritzige Momente
Stück wie Schauspieler überzeugen mit spritzigen Momenten, hohem Tempo und singenden Einlagen. Moderne Stile und Sprache werden in der Inszenierung mit klassischen Elementen verwoben und harmonisch in das historische Stück von Carl Maria von Weber (Libretto: Franz Carl Ziemer) integriert. Katharina Löwe (Sopranistin), Alexander U. H. Schubert (Bariton) und Benedikt Sindermann (Tenor) glänzen stimmlich aber auch schauspielerisch.
Und Wissenswertes gab es noch dazu. Ein „Kamel“ als Handpuppe von Opernsänger Schubert erklärt die Stimmen der Oper – von Sopran bis Bass. In dieses Frage-Antwort-Spiel werden die rund 200 Schüler unterhaltsam mit eingespannt. Ein guter Einstieg, die jungen Zuhörer sind gespannt, lauschen von der ersten Minute genau hin und fiebern mit.
Die Kinder sollen schon in jungen Jahren herangeführt werden an die Vielfalt und Bandbreite der musikalischen Gattung des Theaters, so der Wunsch von Mechthild Pfingstmann, Leiterin der Fachschaft Musik am HJK.
Eine Oper ist vielleicht nicht das, was die Sechstklässler außerhalb der Schule freiwillig angeschaut hätten, doch sind sie rund sechzig Minuten Spielzeit mit Feuereifer dabei, klatschen besonders begeistert, als ihre Musik-Lehrerin Vera Rothkopf als Kalifin die Bühne betritt und gekonnt mitspielt. Die Schauspieler gehen immer wieder „stand-up“-mäßig auf Reaktionen der Kinder ein.
Die „JO!“ war schon mehrmals am Hermann-Josef-Kolleg. Ob Rusalka, Die Zauberflöte, Abu Hassan oder Hänsel und Gretel – „sie machen sehr schöne Vorführungen“, lobt Mechthild Pfingstmann. Alle zwei Jahren mache das Ensemble Station in der Steinfelder Schule, um den Klassen fünf und sechs einen Einblick zu geben ins Opern-Metier, aufgeführt von Profis.
Weitgehend original
Das Ensemble spielt das Stück generell vor jungen wie erwachsenen Zuhörern. Abu Hassan ist weitgehend original aufgeführt, dennoch auf das jeweilige Alter zugeschnitten. „In den Opern muss man normalerweise immer ein bisschen wissen, um was es geht, das muss man bei unserem Konzept nicht“, so Katharina Löwe.
Man darf sich fallenlassen, staunen, zuhören und genießen. Und natürlich gibt es auch ein Happy-End: Am Ende klimpern und winken tausend Goldstücke für Fatime und Hassan. Ein großer Jubelgesang beendet die Oper.
Bild 1: Das „Kamel“ und Bariton Alexander U.H. Schubert führt ein in die Welt der Oper und deren Singstimmen.
Bild 2: Musiklehrerin Vera Rothkopf wurde spontan auserkoren im Ensemble mitzuspielen.
Bild 3: Der reiche Wechsler Omar (vorne) schwenkt gierig weitere Schuldscheine und lockt damit Fatime (Katharina Löwe, hinten) und Hassan ins Verderben.
Bild 4: „Geld, Geld, Geld!“, ist des Wechslers Omar (Alexander U.H. Schubert, l.) unerbittliche Forderung. Erst als Abu Hassan (Benedikt Sindermann) anbietet, Fatime würde ihn später alleine im Kabinett erwarten, gewährt er Aufschub.
Alle Fotos: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress; Eingestellt von Sarah Winter am 12. Apr. 2019
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