2. Halbjahr2015/2016Schuljahre

Kall-Stein­feld — Der Bio­lo­gie-Unter­richt ist eigent­lich wie immer: Refe­ren­da­rin Caro­li­na Schnei­der erklärt den Schü­lern den Stoff­wech­sel­pro­zess des mensch­li­chen Kör­pers und greift dabei anschau­lich auf ihr iPad und eine digi­ta­le Tafel zu. Moder­ne Tech­nik im Unter­richt, die die Gast­schü­ler an die­sem Mitt­woch­mor­gen nur stau­nen las­sen. Zwei Mäd­chen und zwei Jungs einer Part­ner­schu­le aus Indi­en sit­zen mit in der Schul­bank und lau­schen dem Unter­richt und stau­nen nicht schlecht, als die Stein­fel­der Ober­stu­fen-Schü­ler auf­zei­gen, um sich aktiv in der Bio-Stun­de zu betei­li­gen. “Die­ser koope­ra­ti­ve Unter­richts­stil ist für die indi­schen Schü­ler etwas völ­lig Neu­es”, ord­net Hein­rich Latz, der Schul­lei­ter des Stein­fel­der Her­mann-Josef-Kol­legs, ein.
Seit über 15 Jah­ren besteht eine Schü­ler­part­ner­schaft der Sal­va­to­ria­ner- Schu­le nach Indi­en. Seit 2011 sind die Stein­fel­der auch Teil des Ver­eins Ger­man-Indi­an-Part­ner­ship-Pro­gramm, kurz “GIPP e.V.”, mit Sitz in Ber­lin. Vor­sit­zen­der Andre­as Hei­se ist auch in Stein­feld und erklärt, dass sich der gemein­nüt­zi­ge Ver­ein um sal­va­to­ria­ni­sche Schu­len in Indi­en, um eine Blin­den­schu­le, um Schü­ler-Leh­rer­aus­tausch, die Ent­wick­lung gemein­sa­mer Unter­richts­kon­zep­te und die Ver­tei­lung von Volon­ta­ria­ten von Deut­schen an Indi­schen Schu­len küm­mert. Hei­se: “Deut­sche und indi­sche Leh­rer lern­ten sich bei gegen­sei­ti­gen Besu­chen ken­nen und bespre­chen auf Augen­hö­he die Pro­jek­te. Die Besu­che die­nen auch der Ver­ge­wis­se­rung, dass die gesam­ten Spen­den­gel­der an der rich­ti­gen Stel­le ankom­men.”
Ange­schlos­sen an den Ver­ein sind die drei Sal­va­tor-Schu­len in Deutsch­land. Neben Stein­feld sind dies Schu­len in Ber­lin und Baden-Würt­tem­berg. Die vier indi­schen Schü­ler konn­ten bereits ler­nen, “dass das Ver­hält­nis zwi­schen Schü­lern und Leh­rern ein­fach viel locke­rer ist”, erklärt Schul­lei­ter Latz. Ihm ist es wich­tig, dass die Stein­fel­der, die in den letz­ten 15 Jah­ren schon über 120.000 Euro gespen­det haben, in Nach­hal­tig­keit inves­tie­ren. “Wir wol­len nicht nur Geld nach Indi­en schi­cken, son­dern sehr kon­kret mit ent­wi­ckeln. Dafür die­nen auch die Besu­che vor Ort.”
Latz selbst war schon in Assam, im Nord­os­ten Indi­ens, wo die Part­ner­schu­le “Christ-Jyo­ti-School” behei­ma­tet ist. Beein­dru­cken­de Erin­ne­run­gen hat er an die Rei­se. Die Sal­va­to­ria­ner vor Ort leis­ten viel Arbeit, durch die Tau­sen­de von Jugend­li­chen eine Chan­ce auf Bil­dung erhal­ten. “Es ist gut zu sehen, dass das Geld, das wir jedes Jahr am Her­mann-Josef-Tag erlau­fen, eine so sinn­vol­le Ver­wen­dung fin­det”, sagt Latz mit Hin­blick auf den jähr­li­chen Schü­ler-Spen­den­lauf um die Klos­ter­mau­er. Beein­dru­ckend war für ihn auch der Besuch von zwei älte­ren Her­ren, von denen einer in sei­nem Schul­lei­ter-Büro einen Brief­um­schlag mit 20.000 Euro hin­ter­ließ. “Er woll­te anonym blei­ben und uns das Geld spen­den, weil er so sehr ange­tan war von unse­rer Ent­wick­lungs­ar­beit.”
Wei­te­re Pro­jek­te sind in den Berei­chen Land­wirt­schaft und Tou­ris­mus geplant. “Es ist viel Arbeit, aber wir haben ein gutes Gefühl.” Celi­ne Poens­gen aus Sche­ven war über­rascht ob des ein­fa­chen Zugangs zu den Part­ner-Schü­lern. “Wir dach­ten, das wäre viel schwie­ri­ger.” Es wur­de viel gelacht. Und auch ein indi­scher Schü­ler ant­wor­te­te: “Ich fin­de es groß­ar­tig hier. Alle sind sehr nett zu uns.” Sechs Tage waren die Inder in der Eifel, besuch­ten unter ande­rem das Natur­zen­trum in Net­ters­heim oder nah­men an einem Boot-Trip über den Rur­see teil. Nach dem Besuch in Stein­feld ging es zur Sal­va­to­ria­ner-Schu­le nach Ber­lin. Gut zwei Wochen waren die Inder in Deutsch­land, mit einer indi­schen Schul-Dele­ga­ti­on, dar­un­ter auch der indi­sche Schul­lei­ter Pater Ben­ny Vali­ya­ve­et­til Ste­phen und die bei­den Leh­re­rin­nen Him­a­dri Sai­kia und Mayuri Sik­ia. Als Gast­ge­schenk über­reich­ten sie an die Stein­fel­der Schü­ler und Leh­rer einen tra­di­tio­nel­len Schal.
Text und Bil­der: pp/Agentur Pro­fi­Press