2. Halbjahr2015/2016ReligionslehreSchuljahre

Elf Schü­ler des Stein­fel­der Her­mann-Josef-Kol­legs haben sich in einem Foto-Pro­jekt mit den “Wer­ken der Barm­her­zig­keit beschäf­tigt”. Die Schü­ler aus der Ober­stu­fe (Q1) haben über­legt, wie die Wor­te Jesu heu­te hei­ßen kön­nen und dies foto­gra­fisch dar­ge­stellt. Im Mit­tel­punkt der Akti­on steht das The­ma “Barm­her­zig­keit”, da Papst Fran­zis­kus in die­sem Jahr das “Jahr der Barm­her­zig­keit” aus­ge­ru­fen hat.
Als Mit­glied der Pfarr­ge­mein­de Stein­feld und lang­jäh­ri­ger Vor­sit­zen­der des Pfarr­ge­mein­de­rats, als Lek­tor und auch als Mess­die­ner hat Wil­li­bald Hövel beim Vor­bei­ge­hen an den Rei­hen der Beicht­stüh­le über­legt, ob man ihnen nicht wie­der eine Bedeu­tung, eine Funk­ti­on geben kön­ne. In der Barock­zeit, gegen 1680, durch Hand des Holz­bild­hau­ers Micha­el Pirosson, sind die Beicht­stüh­le ent­stan­den. Auch die gesam­te baro­cke Aus­stat­tung der Basi­li­ka, die heu­te noch den Raum domi­niert, geht auf Pirosson zurück. Die gro­ße Anzahl der Beicht­stüh­le in der Basi­li­ka ist wohl dem gro­ßen Pil­ger­strom zum Grab des hei­li­gen Her­mann-Josef im 17. Jahr­hun­dert geschul­det. Heu­te steht zur Spen­dung des Sakra­ments der Ver­söh­nung das Beicht­zim­mer im Durch­gang unter der Orgel zum Kreuz­gang zur Ver­fü­gung.
“Die Idee einer Foto-Instal­la­ti­on habe ich mit mei­nem Sohn Roman häu­fig bespro­chen”, sag­te Wil­li­bald Hövel. Die­ser ist Foto­graf aus Kall. “Uns war immer bewusst, dass bei einer von ihrer Bestim­mung abwei­chen­den Nut­zung der Beicht­stüh­le eine gro­ße Sen­si­bi­li­tät sowohl der The­ma­tik als auch der Dar­stel­lungs­wei­se gefor­dert sein wür­de”, so Wil­li­bald Hövel wei­ter. Als Papst Fran­zis­kus aber das Jahr 2016 zum Jahr der gött­li­chen Barm­her­zig­keit ankün­dig­te, sei der Ent­schluss gefal­len, die­ses The­ma bild­ne­risch anzu­ge­hen. Vater und Sohn Hövel waren sich einig, dass es ein Pro­jekt der jun­gen Gene­ra­ti­on sein müss­te. Mit­strei­ter fan­den sie im Stein­fel­der Gym­na­si­um.
In meh­re­ren Unter­richts­ein­hei­ten wur­den die Schü­ler auf das The­ma vor­be­rei­tet und damit betraut. Pas­to­ral­re­fe­ren­tin Ali­ce Topo­row­sky, Reli­gi­ons­leh­re­rin Mar­lis Knoll und Pater Hein­rich wirk­ten mit. “Vie­le waren betei­ligt, vie­le haben sich begeis­tern las­sen”, sag­te Wil­li­bald Hövel. Im Mit­tel­punkt der Bil­der, die bis Jah­res­en­de an den Beicht­stüh­len ange­bracht blei­ben, ste­hen die Hän­de der Schü­ler. “Denn es sind unse­re Hän­de, mit denen wir Men­schen hel­fen, geben, tei­len, stüt­zen — oder auch nicht”, so Pas­to­ral­re­fe­ren­tin Ali­ce Topo­row­sky.
Ent­stan­den im Foto­stu­dio von Roman Hövel sind sechs Fotos, die in den Beicht­stüh­len von hin­ten beleuch­tet wer­den. Das ers­te Foto “Ich gebe dir Essen” zeigt Hän­de, die nach Reis­kör­nern grei­fen. Es soll dar­an erin­nern, dass 795 Mil­lio­nen Men­schen auf der Welt nicht genug zu essen haben. Auf dem zwei­ten Foto “Ich gebe dir Zuflucht” bil­den Hän­de ein Dach und erin­nern dar­an, dass welt­weit knapp 60 Mil­lio­nen Men­schen auf der Flucht und ohne ein Zuhau­se sind. Auf dem drit­ten Foto “Ich gebe dir Klei­dung” ist ein Hän­de­paar in rote Hand­schu­he ein­ge­packt. “Wir woll­ten die Ges­te des Tei­lens ver­deut­li­chen, aber auch das Gefühl von Wär­me und Lie­be ver­mit­teln, daher haben wir das Motiv mit den Hand­schu­hen und den Hän­den, die ein Herz for­men, gewählt”, erklär­ten die bei­den Schü­le­rin­nen Saskia Mäder und Leo­nie Trösch.
Das vier­te Foto “Ich gebe dir Kraft” zeigt eine Hand, die mit einem Ver­band umwi­ckelt ist und dem meh­re­re ande­re Hän­de Halt geben. Das Foto soll dar­auf auf­merk­sam machen, dass rund zehn Mil­lio­nen chro­nisch kran­ke Men­schen in Deutsch­land leben, nicht mehr arbei­ten kön­nen und ihre sozia­len Kon­tak­te ver­lie­ren. Ein­sam­keit ist die Fol­ge. Beim fünf­ten Foto “Ich gebe dir Frei­heit” geben sich Hän­de durch Git­ter­stä­be die Hand und ver­ei­nen sich. Es macht auf die Situa­ti­on auf­merk­sam, dass in deut­schen Gefäng­nis­sen rund 60.000 Straf­ge­fan­ge­ne sit­zen, die auf­grund ihrer Begrenzt­heit unter Iso­la­ti­on und Ein­sam­keit lei­den. Barm­her­zig­keit soll an die­ser Stel­le die Men­schen, die in Schwie­rig­kei­ten ste­cken, nicht allei­ne las­sen. Auch jene, die wegen ihrer Ver­bre­chen ver­ur­teilt wur­den.
Im sechs­ten Foto “Ich gebe dir Geleit” beten Hän­de mit einer Gebets­ket­te. “Wir woll­ten mit unse­rer Dar­stel­lung die Ver­bun­den­heit zwi­schen Ver­stor­be­nen und Ange­hö­ri­gen zum Aus­druck brin­gen”, erklär­ten die bei­den Schü­ler Maxi­mi­li­an Har­dy und Yan­nik Wut­t­ke.
In einem Ober­stu­fen­got­tes­dienst anläss­lich des Her­mann-Josef-Tages wur­den die Wer­ke vor­ge­stellt. Die Fotos sind bis zum Ende des Jah­res in der Basi­li­ka aus­ge­stellt. Zu der Akti­on gibt es eine Begleit­bro­schü­re, die wei­te­re Hin­ter­grün­de und Infor­ma­tio­nen lie­fert.
Text und Bil­der: pp/Agentur Pro­fi­Press