2. Halbjahr2018/2019HalbjahreMusikSchuljahre

Stein­feld – Eine Per­le der deut­schen Spiel­oper brach­te das „JO!“, Jun­ge Oper aus Det­mold, auf die Büh­ne des Her­mann-Josef-Kol­legs (HJK). Das far­ben­fro­he Büh­nen­bild führt die Fünft- und Sechst­kläss­ler in die Kali­fen­zeit im Ori­ent und in eine Geschich­te aus „Tau­send­und­ei­ne Nacht“. Auf­ge­führt wird die Komi­sche Oper „Abu Hassan“ in einem Akt.
Froh­ge­launt beginnt der flot­te Abu Hassan ein Duett mit Fati­me: „Lie­bes Weib­chen, rei­che Wein“, sin­gen sie. Aber, oh weh, anstatt Wein, Kon­fi­tü­re und Pas­tet­chen gibt es nur eine dürf­ti­ge Mahl­zeit mit Was­ser und Brot. Denn die bei­den haben zuvor all ihr Geld leicht­sin­nig ver­prasst. Kei­ner leiht ihnen mehr Geld. Nur der rei­che Wechs­ler Omar schwenkt gie­rig wei­te­re Schuld­schei­ne und lockt ins Ver­der­ben. Er ist kein Kost­ver­äch­ter, für mehr Geld for­dert der von der schö­nen Fati­me als Gegen­leis­tung Lie­be.
Opern­ge­recht wech­seln tra­gi­sche, weh­kla­gen­de, trä­nen­rei­che Sequen­zen ab, mit hoff­nungs­vol­len, freu­di­gen und glücks­se­li­gen Momen­ten. Ein Auf und Ab der Gefüh­le folgt dar­aus für die Zuschau­er. Wird der Plan, dass bei­de ihren Tod vor­täu­schen, um Geld für die Beer­di­gung zu ergau­nern, gut gehen?
Sprit­zi­ge Momen­te
Stück wie Schau­spie­ler über­zeu­gen mit sprit­zi­gen Momen­ten, hohem Tem­po und sin­gen­den Ein­la­gen. Moder­ne Sti­le und Spra­che wer­den in der Insze­nie­rung mit klas­si­schen Ele­men­ten ver­wo­ben und har­mo­nisch in das his­to­ri­sche Stück von Carl Maria von Weber (Libret­to: Franz Carl Zie­mer) inte­griert. Katha­ri­na Löwe (Sopra­nis­tin), Alex­an­der U. H. Schu­bert (Bari­ton) und Bene­dikt Sin­der­mann (Tenor) glän­zen stimm­lich aber auch schau­spie­le­risch.
Und Wis­sens­wer­tes gab es noch dazu. Ein „Kamel“ als Hand­pup­pe von Opern­sän­ger Schu­bert erklärt die Stim­men der Oper – von Sopran bis Bass. In die­ses Fra­ge-Ant­wort-Spiel wer­den die rund 200 Schü­ler unter­halt­sam mit ein­ge­spannt. Ein guter Ein­stieg, die jun­gen Zuhö­rer sind gespannt, lau­schen von der ers­ten Minu­te genau hin und fie­bern mit.
Die Kin­der sol­len schon in jun­gen Jah­ren her­an­ge­führt wer­den an die Viel­falt und Band­brei­te der musi­ka­li­schen Gat­tung des Thea­ters, so der Wunsch von Mecht­hild Pfingst­mann, Lei­te­rin der Fach­schaft Musik am HJK.
Eine Oper ist viel­leicht nicht das, was die Sechst­kläss­ler außer­halb der Schu­le frei­wil­lig ange­schaut hät­ten, doch sind sie rund sech­zig Minu­ten Spiel­zeit mit Feu­er­ei­fer dabei, klat­schen beson­ders begeis­tert, als ihre Musik-Leh­re­rin Vera Roth­kopf als Kali­fin die Büh­ne betritt und gekonnt mit­spielt. Die Schau­spie­ler gehen immer wie­der „stand-up“-mäßig auf Reak­tio­nen der Kin­der ein.
Die „JO!“ war schon mehr­mals am Her­mann-Josef-Kol­leg. Ob Rusal­ka, Die Zau­ber­flö­te, Abu Hassan oder Hän­sel und Gre­tel – „sie machen sehr schö­ne Vor­füh­run­gen“, lobt Mecht­hild Pfingst­mann. Alle zwei Jah­ren mache das Ensem­ble Sta­ti­on in der Stein­fel­der Schu­le, um den Klas­sen fünf und sechs einen Ein­blick zu geben ins Opern-Metier, auf­ge­führt von Pro­fis.
Weit­ge­hend ori­gi­nal
Das Ensem­ble spielt das Stück gene­rell vor jun­gen wie erwach­se­nen Zuhö­rern. Abu Hassan ist weit­ge­hend ori­gi­nal auf­ge­führt, den­noch auf das jewei­li­ge Alter zuge­schnit­ten. „In den Opern muss man nor­ma­ler­wei­se immer ein biss­chen wis­sen, um was es geht, das muss man bei unse­rem Kon­zept nicht“, so Katha­ri­na Löwe.
Man darf sich fal­len­las­sen, stau­nen, zuhö­ren und genie­ßen. Und natür­lich gibt es auch ein Hap­py-End: Am Ende klim­pern und win­ken tau­send Gold­stü­cke für Fati­me und Hassan. Ein gro­ßer Jubel­ge­sang been­det die Oper.

Bild 1: Das „Kamel“ und Bari­ton Alex­an­der U.H. Schu­bert führt ein in die Welt der Oper und deren Sing­stim­men.
Bild 2: Musik­leh­re­rin Vera Roth­kopf wur­de spon­tan aus­er­ko­ren im Ensem­ble mit­zu­spie­len.
Bild 3: Der rei­che Wechs­ler Omar (vor­ne) schwenkt gie­rig wei­te­re Schuld­schei­ne und lockt damit Fati­me (Katha­ri­na Löwe, hin­ten) und Hassan ins Ver­der­ben.
Bild 4: „Geld, Geld, Geld!“, ist des Wechs­lers Omar (Alex­an­der U.H. Schu­bert, l.) uner­bitt­li­che For­de­rung. Erst als Abu Hassan (Bene­dikt Sin­der­mann) anbie­tet, Fati­me wür­de ihn spä­ter allei­ne im Kabi­nett erwar­ten, gewährt er Auf­schub.
Alle Fotos: Kirs­ten Röder/pp/Agentur Pro­fi­Press; Ein­ge­stellt von Sarah Win­ter am 12. Apr. 2019
pp/Agentur Pro­fi­Press