1. Halbjahr2015/2016Schuljahre

Gün­ther Jauch und Til Schwei­ger sind gleich zwei­fa­che Stu­di­en­ab­bre­cher und pro­mi­nen­te Bei­spie­le dafür, dass ein begon­ne­nes Stu­di­um sehr oft nicht zu Ende geführt wird. Nicht jeder hat das Talent und Glück, ein Film- und Fern­seh­star zu wer­den, und so ist es dem Her­mann-Josef-Kol­leg in Stein­feld ein Anlie­gen, mög­lichst früh die Wei­chen zu stel­len für die erfolg­rei­che Berufs- und Stu­di­en­ori­en­tie­rung sei­ner Schü­ler.
Dazu gab es nun eine erfolg­rei­che Pre­mie­re, die zum fes­ten Bestand­teil wer­den soll: Bei einer ganz beson­de­ren Form der Berufs­be­ra­tung konn­ten die Schü­ler der Jahr­gangs­stu­fe Q1, also dem vor­letz­ten Jahr vor dem Abitur, in die bun­te Welt der Beru­fe ein­tau­chen und sich aus ers­ter Hand infor­mie­ren las­sen. Ins­ge­samt 50 Eltern und ehe­ma­li­ge Schü­ler hat­ten sich im Vor­feld bereit erklärt, bei die­ser Ver­an­stal­tung ihre Beru­fe vor­zu­stel­len und in Inter­views Fra­gen der Schü­ler zu beant­wor­ten.
Was soll­te man mit­brin­gen, wenn man zur Bun­des­po­li­zei möch­te? Wie lan­ge dau­ert die Aus­bil­dung zum Phy­sio­the­ra­peu­ten? Wie sieht das Ver­hält­nis von Schreib­tisch- zu prak­ti­scher Arbeit eines Stadt­pla­ners aus? Die­se und vie­le ande­re Fra­gen stell­ten die Schü­ler den Eltern. Dazu hat­ten die Leh­re­rin­nen Chris­ti­ne Rog­gen­dorf und Annet­te Cla­sen, die für die Berufs- und Stu­di­en­ori­en­tie­rung an der Schu­le ver­ant­wort­lich sind, einen Fra­ge­bo­gen erstellt. Zudem konn­ten die Schü­ler vor­ab eine Aus­wahl der Beru­fe tref­fen, für die sie sich beson­ders inter­es­sier­ten.
So wie etwa der 16-jäh­ri­ge Finn Tausch, des­sen Berufs­plä­ne recht deut­lich in Rich­tung Jura gehen und dem sich nun die Gele­gen­heit bot, mit einer im öffent­li­chen Dienst beschäf­tig­ten Juris­tin zu spre­chen. „Ich glau­be, dass es im öffent­li­chen Dienst schon etwas ent­spann­ter zugeht als in der Kanz­lei eines selb­stän­di­gen Rechts­an­wal­tes“, war sein Ein­druck. Die 18-jäh­ri­ge Kris­ti­na Dück inter­es­siert sich beruf­lich für Stadt- und Land­schafts­ge­stal­tung und hat­te das Glück, sich sowohl mit einem Stadt­pla­ner als auch mit einer Land­schafts­ar­chi­tek­tin unter­hal­ten zu kön­nen. „Der Büro­job des Stadt­pla­ners wäre mir zu tro­cken, aber über­rascht war ich, wie viel­fäl­tig die Mög­lich­kei­ten als Land­schafts­pla­ne­rin sind“, lau­te­te ihr Fazit.
Ande­re der ins­ge­samt 90 Q1-Schü­ler befrag­ten einen Bank­kauf­mann, eine Tier­ärz­tin, eine Notar­fach­as­sis­ten­tin, einen Steu­er­be­ra­ter oder einen Förs­ter. Oder sie erfuh­ren im Gespräch mit dem ehe­ma­li­gen HJK-Schü­ler Mat­thi­as Schu­ma­cher, der 2007 sein Abi gemacht und erfolg­reich sein Mas­ter-Stu­di­um der Phy­sik abge­schlos­sen hat, wie­viel Mathe­ma­tik gefragt ist, um das Stu­di­um erfolg­reich bestehen zu kön­nen.
Die Palet­te der ver­schie­de­nen Beru­fe war breit gefä­chert und erlaub­te den ange­hen­den Abitu­ri­en­ten einen Ein­blick sowohl in aka­de­mi­sche Wer­de­gän­ge als auch in Berufs­aus­bil­dun­gen, für die kein Stu­di­um nötig ist. „Es ist eine gute Sache, selbst wenn die Schü­ler danach wis­sen, was sie auf kei­nen Fall wer­den wol­len”, sag­te Leh­re­rin Annet­te Cla­sen.
Abge­run­det wur­de die Ver­an­stal­tung durch das Semi­nar „Ent­schei­dungs­ma­nage­ment“ unter der Lei­tung der bei­den Leh­re­rin­nen. Grund­la­ge war ein Modul der Rei­he „Uni-Trai­nees“, das von der Uni­ver­si­tät Essen ent­wi­ckelt wur­de. Hier erfuh­ren die Jugend­li­chen zu ihrem gro­ßen Erstau­nen unter ande­rem, inwie­fern das „Bauch­ge­fühl“ im Ver­hält­nis zur „Kopf­ebe­ne“ ihre Ent­schei­dun­gen bestimmt. „Es ist wis­sen­schaft­lich erwie­sen, dass wir Ent­schei­dun­gen zu 80 bis 90 Pro­zent aus dem Bauch her­aus fäl­len“, sag­te Annet­te Cla­sen. Abschlie­ßend nahm Chris­ti­ne Rog­gen­dorf den Schü­lern die Angst, „fal­sche“ Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. „Ler­nen muss man ohne­hin sein gan­zes Leben lang. Und auch Per­spek­tiv­wech­sel sind im Berufs­le­ben immer mög­lich“, sag­te sie.
Text und Bil­der: pp/Agentur Pro­fi­Press