1. Halbjahr2015/2016Schuljahre

Mit gro­ßem Gepäck und Unge­duld tra­ten wir am 24.09.2015 die lan­ge und beschwer­li­che Rei­se Rich­tung Son­ne an. Vol­ler Vor­freu­de und Ehr­furcht wech­sel­ten wir die letz­ten Bli­cke auf die Mau­ern Stein­felds, als der Bus um 17:00 Uhr ins Rol­len kam.
20 Stun­den soll­te unse­re Fahrt dau­ern, doch For­tu­na hat­te ande­res geplant. Ange­kom­men in der Schweiz, die Nacht hat­te den Tag bereits abge­löst, muss­ten wir mit müden Gesich­tern fest­stel­len, dass wir den Gott­hard Tun­nel nicht pas­sie­ren konn­ten. So wur­de ein neu­er Weg ein­ge­schla­gen, der sich nach einer Stun­de jedoch als falsch erwies. Herr Mül­ler, im fes­ten Ver­trau­en auf die hohe Kunst des Kar­ten­le­sens, über­nahm die Navi­ga­ti­on und führ­te uns über Gebirgs­päs­se und Täler. Allen Gefah­ren der Wild­nis trot­zend gelang es uns, einen klei­nen Hasen nach lan­gem Wett­ren­nen zu besie­gen und wir erreich­ten den Flug­ha­fen von Mai­land. Von dort an fuhr Georg uns durch die atem­be­rau­ben­de Land­schaft Ita­li­ens und beglei­te­te uns für den Rest des Pro­gramms. An den Rast­stät­ten bemerk­te man schon die ers­ten Eigen­ar­ten des Lan­des: Nudeln zum Spott­preis, ost­asia­ti­sche Tou­ris­ten­grup­pen und ein fast omni­prä­sen­tes Mili­tär.
So erhei­ternd die Bus­fahrt auch war, die Ankunft über­traf alles. Nach 25 Stun­den Bus­fahrt erreich­ten wir Rom. Erschöpft, zer­knit­tert und mit glän­zen­den Augen kamen wir beim Foy­er Phat Diem an. Zunächst stürz­te man sich auf die Zim­mer, dar­auf auf das Essen. Typisch ita­lie­nisch gestal­te­te sich die Vor­spei­se tag­täg­lich aus Nudeln mit Toma­ten­so­ße, die die „deut­sche Haupt­spei­se“ in jeder Hin­sicht in den Schat­ten stell­te. Auch eine Nach­spei­se bestehend aus Obst oder Eis wur­de gebo­ten. Die Schwes­tern waren auf­merk­sam und freund­lich, sodass man die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­schwie­rig­kei­ten ger­ne ver­gaß.
Jeder nach sei­nen Prio­ri­tä­ten begab sich nun ent­we­der auf eine klei­ne Besich­ti­gung der Stadt oder plün­der­te den ört­li­chen Super­markt. Geführt von Frau Knoll und Herrn Mül­ler fuh­ren wir mit der Metro in die Innen­stadt. Sankt Peter in Licht geba­det, die Engels­brü­cke hell erleuch­tet und vor allem die mit Men­schen gefüll­ten Gas­sen zeig­ten, dass Rom eine alte, aber leben­di­ge Stadt ist.
Nach­dem wir am ers­ten Abend alle fix und fer­tig ins Bett gefal­len sind, star­te­ten wir vol­ler Eupho­rie in den Sams­tag. Das Früh­stück gestal­te­te sich beson­ders inter­es­sant, von luf­ti­gen Bröt­chen bis zu war­mem Kakao wur­den wir mit einer nicht ganz so gewohn­ten Aus­wahl bedient.
Die ers­te wich­ti­ge Lek­ti­on der Rom­fahrt: U‑Bahn fah­ren. Da sich die Metro nur in 2 Lini­en unter­teil­te, wur­de der Schü­ler­ver­lust auf ein Mini­mum redu­ziert. Sicher und heil in der Innen­stadt ange­kom­men, bega­ben wir uns nun zu den ers­ten Sehens­wür­dig­kei­ten der Stadt. Unse­re Rou­te führ­te uns von der Piaz­za del Popo­lo über die spa­ni­sche Trep­pe bis hin zum Tre­vi Brun­nen. Die­ser zeig­te sei­ne beson­de­re Schön­heit hin­ter gewal­ti­gen Bau­zäu­nen. Auf dem Weg sahen wir die ers­ten Kir­chen und wei­te­re Plät­ze, aus­ge­schmückt, impo­sant und für sich allein ein­zig­ar­ti­ge Meis­ter­wer­ke.
Dar­un­ter auch das Pan­the­on, wel­ches seit Jahr­hun­der­ten die größ­te Kup­pel der Geschich­te besitzt. Frau Knoll und Herr Mül­ler ent­pupp­ten dabei ihr uner­mess­li­ches Fach­wis­sen und erzähl­ten Geschich­ten, die uns auf erhei­tern­de Wei­se ein biss­chen mehr Ver­ständ­nis für die alter­tüm­li­chen Bau­wer­ke gaben. Auch latei­ni­sche Sät­ze wur­den stets über­setzt und erklärt, sodass jeder es ver­ste­hen konn­te. Das High­light des Tages bil­de­te jedoch ein ein­fa­cher Mann. Die­ser dun­kel­häu­ti­ge und durch­aus gebil­de­te Mensch erkann­te die Tar­nung von Herrn Mül­ler sofort. So wur­de die­ser als „Mor­gan Free­man“ ent­larvt und konn­te sich die­ser Erkennt­nis für den Rest der Fahrt auch nicht mehr ent­le­di­gen.
Der Tages­ab­lauf am hei­li­gen Sonn­tag wur­de – bedingt durch vor­her nicht bekann­te Schlie­ßung des Cam­po San­to Teu­to­ni­co — etwas umdis­po­niert. Da wir nun bereits einen Ein­druck von Rom gewon­nen hat­ten, waren wir schon gespannt auf die nächs­ten archi­tek­to­ni­schen Wun­der und dem­entspre­chend waren unse­re Erwar­tun­gen hoch. Cas­te­lo St. Ange­lo erfüll­te die­se voll­kom­men und beein­druck­te vor allem durch sei­ne Geschich­te. Zunächst als Mau­so­le­um des Kai­sers Hadri­an und fol­gen­der Kai­ser errich­tet, spä­ter zur Zita­del­le umfunk­tio­niert war es auch ein Gefäng­nis und der Zufluchts­ort des Paps­tes und bis heu­te unein­ge­nom­men. Von dort aus wag­ten wir uns zum Peters­platz. Zwi­schen all den Men­schen bezo­gen wir am Ende einer lan­gen Schlan­ge, die zum Peters­dom führ­te, Stel­lung. Vehe­ment ver­tei­dig­ten wir unse­re Plät­ze gegen man­che Tou­ris­ten, die stets ver­such­ten sich einen bes­se­ren Platz zu erschmug­geln. Im Peters­dom sel­ber ver­wan­del­te sich den­noch jedes Gesicht in beein­dru­cken­des Stau­nen. Die Archi­tek­tur war so gewal­tig, dass die gezück­ten Kame­ras die­se nicht in ihrer gan­zen Schön­heit ein­fan­gen konn­ten. Die ange­se­hens­ten Bau­meis­ter ihrer Zeit hat­ten teil am Bau des Domes und dem ent­spre­chend viel­fäl­tig waren ihre Ein­flüs­se. Im Her­zen des Doms gelang­ten wir auch mög­lichst lei­se und bedäch­tig bis zu der hei­li­gen Gra­bess­stät­te Petri und des­sen Nach­fol­gern. Anschlie­ßend stie­gen wir sogar die 510 erschöp­fen­den Stu­fen bis zur Spit­ze des Peters­doms hin­auf. Dort eröff­ne­te sich uns ein 360° Blick auf die Stadt, der nicht jedem, der sie aus die­ser Höhe betrach­te­te, behag­te. Das Gefühl beim Ver­las­sen des Peters­doms glich dem der Been­di­gung einer Mathe-Klau­sur. Nur waren die Gesich­ter deut­lich fröh­li­cher. Als letz­ten Punkt des Abends besuch­ten wir das Mut­ter­haus der Sal­va­to­ria­ner in Rom. Wir wur­den herz­lich emp­fan­gen und am Ende der Haus­be­sich­ti­gung sogar mit Plätz­chen, Was­ser und einem alko­hol­hal­ti­gen Kuchen auf der Dach­ter­ras­se bewir­tet.
Der drit­te Tag nach unse­rer Ankunft in Rom war eben­so über­wäl­ti­gend. Nach einen kräf­ti­gen Früh­stück star­te­ten wir wie­der eine Tour in die Stadt. So sahen wir uns einen ita­lie­ni­schen Markt­platz und den Charme des jüdi­schen Vier­tels von Rom an. Den Rest des Tages soll­ten wir aber in den Vati­ka­ni­schen Muse­en ver­brin­gen. Im Rah­men von 3 Stun­den konn­ten wir durch das Muse­um gehen und uns die Schät­ze des Vati­kans anse­hen. Da jedoch die Zeit so knapp bemes­sen war und das Muse­um so gewal­tig, war es nahe­zu unmög­lich, sich alle Aus­stel­lungs­stü­cke im Detail anzu­se­hen. Den­noch ließ sich kei­ner die Chan­ce ent­ge­hen, die Six­ti­ni­sche Kapel­le mit eige­nen Augen zu sehen. Auf den ver­schlun­ge­nen Wegen dort­hin muss­te man sich wie­der­um an zahl­rei­chen ost­asia­ti­schen Tou­ris­ten­grup­pen vor­bei­schlän­geln. Das Muse­um ist voll von Kul­tur­ge­gen­stän­den der Anti­ke, über Dar­stel­lun­gen alter Kar­to­gra­phie bis hin zu impo­san­ten Gemäl­den aus allen Epo­chen und sogar den Fahr­zeu­gen der Päps­te. Lan­ge­wei­le war schlicht­weg unmög­lich. Hat­te man es bis zur Six­ti­ni­schen Kapel­le geschafft, so konn­te man sich trotz des immensen Men­schen­stroms an den Fres­ken erfreu­en. „Die Erschaf­fung Adams“, eines der wohl bekann­tes­ten Fres­ken, stach dabei in der Mit­te der Decke beson­ders her­aus. Am Abend hat­ten wir uns alle­samt dazu ent­schlos­sen, gemein­sam in einen ita­lie­ni­schen Lokal essen zu gehen. Wir mach­ten uns auf zur Piaz­za Navo­na, wo wir uns auf Emp­feh­lung eines Restau­rant­be­sit­zer in sein Lokal füh­ren lie­ßen.
Putz­mun­ter star­te­ten wir auch in den Diens­tag. Auf dem Tages­plan stand zunächst ein Aus­flug zum Aven­tin, einem der Hügel Roms, an. Dort sah man die küm­mer­li­chen Res­te des Cir­cus Maxi­mus, den manch einer noch aus dem Latein­un­ter­richt in Erin­ne­rung hat­te. Trotz der zahl­rei­chen Kir­chen und Gebäu­de, die wir bereits gese­hen hat­ten, waren wir den­noch vol­ler Eupho­rie, als wir auf dem Aven­tin die ältes­te Kreuz­dar­stel­lung als Schnit­ze­rei in einer Kir­chen­tür sahen und wir uns dem Geheim­nis des Schlüs­sel­lochs an der Tür des Sit­zes des Mal­te­ser­or­dens wid­me­ten. Dar­auf such­ten wir den Pala­tin auf und gin­gen durch die Kapi­to­li­ni­schen Muse­en. Anschlie­ßend konn­ten wir in der Kir­che San­ta Maria in Ara­coeli eine für die römi­sche Bevöl­ke­rung wich­ti­ge Dar­stel­lung des Jesus­kin­des bewun­dern, des­sen Ver­eh­rung einen wesent­li­chen Weih­nachts­brauch ver­kör­pert.
Im Wei­te­ren gin­gen wir noch auf das Forum Roma­n­um und sahen die Stel­le, zu der Cae­sar nach sei­ner Ermor­dung gebracht und ver­brannt wur­de. Lei­der zeig­te sich aber auch hier, dass jene Gebäu­de, die nicht in eine Kir­che umfunk­tio­niert wur­den, größ­ten­teils nicht mehr erhal­ten sind. Am Ende des Tages­pro­gramms stand die Besich­ti­gung des Kolos­se­ums.
Am dar­auf­fol­gen­den Tag stand man frü­her auf. Es hieß schließ­lich, den Papst bei einer wirk­li­chen Audi­enz zu tref­fen. Man mach­te sich also früh­zei­tig auf dem Weg zur Bus­hal­te­stel­le. Doch als ein vol­ler Bus end­lich nach einer hal­ben Stun­de War­te­zeit vor uns stand, ent­schied man sich doch noch ein­stim­mig für die Metro. Auf dem Peters­platz hat­te sich bereits eine gewal­ti­ge Men­schen­men­ge zusam­men­ge­fun­den. Nach­dem wir Plät­ze ein­ge­nom­men hat­ten, wur­den die Namen der ein­zel­nen anwe­sen­den Grup­pen in 8 Spra­chen vor­ge­le­sen. Eine bun­te Mischung von Men­schen der gan­zen Erde hat­te sich ver­sam­melt, um den päpst­li­chen Segen zu emp­fan­gen. Bei der Aus­ru­fung der Namen wur­de des­halb laut los­ge­ju­belt. Der Auf­tritt des Paps­tes war jedoch kurz. Die­ser fuhr mit sei­nem Fahr­zeug an den Men­schen vor­bei, seg­ne­te Men­schen, leg­te ihnen die Hän­de auf und küss­te Babys. Jeder woll­te die­ses Spek­ta­kel mit­er­le­ben, sodass sich alle auf die Stüh­le stell­ten, um mög­lichst auch alles mit­zu­be­kom­men. Der Hei­li­ge Vater hielt eine kur­ze Anspra­che, die sei­ner­seits wie­der­um in den vor­he­ri­gen Spra­chen vor­ge­le­sen wur­de, und erteil­te am Schluss nach dem gemein­sa­men Gebet des „Pater Nos­ter“ den päpst­li­chen Segen. Dar­auf­hin besich­tig­ten wir noch die Kir­che Sankt Paul vor den Mau­ern, in der der hei­li­ge Apos­tel Pau­lus begra­ben sein soll, und die Basi­li­ka San­ta Maria Mag­gio­re, bei­des Papst­ba­si­li­ken.
An unse­rem letz­ten Tag in Rom besich­tig­ten wir die Calix­tus Kata­kom­ben von Rom, in der die ers­ten Chris­ten auf 4 unter­ir­di­schen Ebe­nen beer­digt sind. Auch wenn wir nur einen klei­nen Teil der Grä­ber sehen konn­ten, die in das Vul­kan­ge­stein gehau­en wur­den, so war es den­noch beein­dru­ckend. Auch die ers­ten Päps­te wur­den dort in einer Kryp­ta bei­gesetzt. Was man sonst nur aus Geschichts­bü­chern gehört hat­te, sah man nun wirk­lich vor sich. Dort hat das Chris­ten­tum noch in der Wie­ge gele­gen, umso inter­es­san­ter war es, etwas über ihren Glau­ben und deren Über­zeu­gung zu erfah­ren. Im Anschluss dar­an fuh­ren wir zur Päpst­li­chen Erz­ba­si­li­ka San Gio­van­ni in Late­r­ano, die die Bischofs­kir­che des römi­schen Bischofs dar­stellt. Den Rest des Tages hat­ten wir bis zum Abend­essen zur frei­en Ver­fü­gung. Ein letz­tes Mal aßen wir bei den Non­nen und tra­ten letzt­end­lich mit trau­ri­gen Gesich­tern die Rei­se Rich­tung Hei­mat an.
Wir alle haben etwas aus Rom mit­ge­nom­men und Rom hat etwas von uns da behal­ten. Dabei gilt unser Dank vor allem Frau Knoll und Herrn Mül­ler und unse­rem Bus­fah­rer, ohne die die­se Fahrt unmög­lich gewe­sen wäre.
Und wenn es stimmt, dass alle Wege nach Rom füh­ren, so sehen wir dem Tag ent­ge­gen, an dem wir erneut einen Fuß in die hei­li­ge Stadt set­zen.
B. Egen­ter (Q2)