1. Halbjahr2015/2016LiteraturSchuljahre

Kall-Stein­feld — Zei­tun­gen rascheln, eini­ge Schü­ler lesen, ande­re dis­ku­tie­ren: Der Lite­ra­tur­kurs des Her­mann-Josef-Kol­legs (HJK) im Sal­va­to­ria­ner­klos­ter Stein­feld ist mit­ten in einem Pres­se­se­mi­nar. Auch in die­sem Schul­jahr sol­len die Schü­ler unter ande­rem ler­nen, Berich­te für die Home­page der Schu­le zu ver­fas­sen. Das rich­ti­ge Hand­werks­zeug für die­se Auf­ga­be ver­mit­telt ihnen Ali­ce Gemp­fer, Redak­teu­rin der Agen­tur Pro­fi­Press aus Mecher­nich-Blei­buir.
Leh­rer Micha­el Schmitz lei­tet den Kurs, Lite­ra­tur wird aus­schließ­lich in der Jahr­gangs­stu­fe Q1 unter­rich­tet. Zu den Inhal­ten gehört neben den Inhalts­fel­dern „Thea­ter“ und „Film“ auch der Bereich „Krea­ti­ves Schrei­ben“. Am HJK wird hier­bei der Fokus auf die jour­na­lis­ti­sche Bericht­erstat­tung gelegt. Dabei sol­len die Schü­ler zum einen ler­nen, einen Bericht zu einer (Schul-)Veranstaltung zu erstel­len und selbst­stän­dig zu bebil­dern. Zum ande­ren geht es auch dar­um, die ver­schie­de­nen Medi­en ken­nen­zu­ler­nen. Nicht zuletzt auch, um Anfor­de­run­gen an den Jour­na­lis­ten, aber auch Wir­kung und Ziel­grup­pen der Pres­se­or­ga­ne ein­schät­zen zu kön­nen.
Das Semi­nar soll­te den Ober­stu­fen­schü­lern direkt zu Beginn des neu­en Schul­jah­res die nöti­gen Kennt­nis­se ver­mit­teln, um mit der jour­na­lis­ti­schen Bericht­erstat­tung in die Pra­xis star­ten zu kön­nen. Die ers­ten Recher­che­the­men für die „Nach­wuchs-Jour­na­lis­ten“ wur­den in Abspra­che mit Micha­el Schmitz bereits fest­ge­legt, los­ge­hen wür­de es in Kür­ze mit dem Schul­fest.
Einen „Auf­hän­ger“, wie es im Redak­ti­ons­deutsch heißt, wenn The­men einen aktu­el­len Bezug haben, hat­ten die Schü­ler also schon gefun­den. Wei­te­re The­men erge­ben sich aus den Ver­an­stal­tun­gen des Schul­le­bens wie etwa der Besuch von Grund­schü­lern oder die wie­der­hol­te Teil­nah­me der HJK-Schü­ler am Köln-Mara­thon. Dabei gibt es schon bei der Recher­che vor Ort eini­ges zu beach­ten. Zita­te etwa kön­nen eine Geschich­te wei­ter­erzäh­len und gleich­zei­tig leben­dig machen. Auch kri­ti­sche Wor­te dür­fen zitiert wer­den. „Das Gesag­te darf aber nicht als Tat­sa­chen­be­haup­tung im Raum ste­hen, son­dern muss einer Per­son klar als Zitat zuge­ord­net wer­den“, so die Redak­teu­rin.
Zeit neh­men soll­ten sich die Schü­ler für die Fotos, denn für ein gutes Bild darf der Foto­graf auch in die Sze­ne ein­grei­fen, ganz nach dem Mot­to: „Der Foto­graf führt Regie.“ Für die Bild­aus­sa­ge sind zudem Men­schen von Bedeu­tung, die aktiv etwas tun und so den Inhalt des Tex­tes „in Sze­ne set­zen“. Vor­sicht ist aller­dings bei den Bild­rech­ten gebo­ten, um nicht mit dem Pres­se­recht in Kon­flikt zu gera­ten. Ers­te Grund­re­gel: Um Erlaub­nis fra­gen, bevor man auf den Aus­lö­ser drückt. Doch gera­de bei Kin­dern und min­der­jäh­ri­gen Jugend­li­chen – von denen in der Schu­le schließ­lich eini­ge unter­wegs sind – reicht das nicht. „Da müs­sen die Eltern ihr Ein­ver­ständ­nis geben. Am bes­ten ist es, wenn die Schu­le von allen Schü­lern eine schrift­li­che Erklä­rung der Eltern hat“, erklärt Jour­na­lis­tin Ali­ce Gemp­fer.
Hin­gu­cker bei einem Pres­se­be­richt sei­en nicht nur Bil­der, son­dern auch eine packen­de Über­schrift. Und schon raschel­ten wie­der die Zei­tun­gen im Klas­sen­raum auf der Suche nach einer kna­cki­gen Titel­zei­le. „Der Leser ent­schei­det in weni­gen Sekun­den, ob er einen Arti­kel liest oder nicht.“ Dabei kom­me es auf eine rich­tig gute Über­schrift an. Ali­ce Gemp­fer: „Auch erfah­re­ne Redak­teu­re tüf­teln manch­mal län­ger an der Über­schrift als an so man­chem Text­ab­schnitt.“
Für den eigent­li­chen Text ste­hen erst ein­mal die fünf W‑Fragen (wer, was, wo, wann, war­um) im Mit­tel­punkt. Dar­aus ergibt sich schon eine wei­te­re Anfor­de­rung an den Pres­se­text: Geschrie­ben wird, was inter­es­sant und wich­tig ist, kein chro­no­lo­gi­sches Pro­to­koll. Der Jour­na­list tritt als Ver­mitt­ler auf, der den Lesern ein The­ma ver­ständ­lich macht. Mei­nung und Infor­ma­ti­on müs­sen dabei klar getrennt wer­den – die eige­ne Mei­nung des Jour­na­lis­ten gehört aus­schließ­lich in den Kom­men­tar oder die Kri­tik.
Und was ist zum Beruf des Jour­na­lis­ten heu­te zu sagen? „Vor eini­gen Jah­ren gin­gen vie­le Jour­na­lis­ten mit Bil­dern der „eier­le­gen­den Woll­milch­sau“ im Streik auf die Stra­ße. Jour­na­lis­ten müs­sen heu­te alles kön­nen: schrei­ben, foto­gra­fie­ren, lay­ou­ten, Vide­os dre­hen, …“ Frü­her sei­en die Auf­ga­ben auf meh­re­re Per­so­nen bzw. Beru­fe ver­teilt gewe­sen, auf den Jour­na­lis­ten, den Foto­gra­fen und den Lay­ou­ter.
Nicht zuletzt ver­än­dert das Inter­net die Medi­en­land­schaft und somit auch die Pres­se­ar­beit. Das habe Vor- und Nach­tei­le. Einer­seits gin­gen die Auf­la­gen­zah­len der Print­me­di­en zurück. Aber: „Mit dem Inter­net sind auch neue Beru­fe ent­stan­den, zum Bei­spiel der des Online-Redak­teurs“, so die Jour­na­lis­tin.
Die Schü­ler des Lite­ra­tur­kur­ses kön­nen sich nun selbst in der jour­na­lis­ti­schen Arbeit aus­pro­bie­ren. Mit Block, Stift und Foto­ka­me­ra möch­ten sie sich unter die Leu­te mischen und ihre Berich­te anschlie­ßend auf der Schul­home­page ver­öf­fent­li­chen.
Text und Bil­der Stef­fi Tucholke/pp/Agentur Pro­fi­Press