Mit großem Gepäck und Ungeduld traten wir am 24.09.2015 die lange und beschwerliche Reise Richtung Sonne an. Voller Vorfreude und Ehrfurcht wechselten wir die letzten Blicke auf die Mauern Steinfelds, als der Bus um 17:00 Uhr ins Rollen kam.
20 Stunden sollte unsere Fahrt dauern, doch Fortuna hatte anderes geplant. Angekommen in der Schweiz, die Nacht hatte den Tag bereits abgelöst, mussten wir mit müden Gesichtern feststellen, dass wir den Gotthard Tunnel nicht passieren konnten. So wurde ein neuer Weg eingeschlagen, der sich nach einer Stunde jedoch als falsch erwies. Herr Müller, im festen Vertrauen auf die hohe Kunst des Kartenlesens, übernahm die Navigation und führte uns über Gebirgspässe und Täler. Allen Gefahren der Wildnis trotzend gelang es uns, einen kleinen Hasen nach langem Wettrennen zu besiegen und wir erreichten den Flughafen von Mailand. Von dort an fuhr Georg uns durch die atemberaubende Landschaft Italiens und begleitete uns für den Rest des Programms. An den Raststätten bemerkte man schon die ersten Eigenarten des Landes: Nudeln zum Spottpreis, ostasiatische Touristengruppen und ein fast omnipräsentes Militär.
So erheiternd die Busfahrt auch war, die Ankunft übertraf alles. Nach 25 Stunden Busfahrt erreichten wir Rom. Erschöpft, zerknittert und mit glänzenden Augen kamen wir beim Foyer Phat Diem an. Zunächst stürzte man sich auf die Zimmer, darauf auf das Essen. Typisch italienisch gestaltete sich die Vorspeise tagtäglich aus Nudeln mit Tomatensoße, die die „deutsche Hauptspeise“ in jeder Hinsicht in den Schatten stellte. Auch eine Nachspeise bestehend aus Obst oder Eis wurde geboten. Die Schwestern waren aufmerksam und freundlich, sodass man die Kommunikationsschwierigkeiten gerne vergaß.
Jeder nach seinen Prioritäten begab sich nun entweder auf eine kleine Besichtigung der Stadt oder plünderte den örtlichen Supermarkt. Geführt von Frau Knoll und Herrn Müller fuhren wir mit der Metro in die Innenstadt. Sankt Peter in Licht gebadet, die Engelsbrücke hell erleuchtet und vor allem die mit Menschen gefüllten Gassen zeigten, dass Rom eine alte, aber lebendige Stadt ist.
Nachdem wir am ersten Abend alle fix und fertig ins Bett gefallen sind, starteten wir voller Euphorie in den Samstag. Das Frühstück gestaltete sich besonders interessant, von luftigen Brötchen bis zu warmem Kakao wurden wir mit einer nicht ganz so gewohnten Auswahl bedient.
Die erste wichtige Lektion der Romfahrt: U‑Bahn fahren. Da sich die Metro nur in 2 Linien unterteilte, wurde der Schülerverlust auf ein Minimum reduziert. Sicher und heil in der Innenstadt angekommen, begaben wir uns nun zu den ersten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Unsere Route führte uns von der Piazza del Popolo über die spanische Treppe bis hin zum Trevi Brunnen. Dieser zeigte seine besondere Schönheit hinter gewaltigen Bauzäunen. Auf dem Weg sahen wir die ersten Kirchen und weitere Plätze, ausgeschmückt, imposant und für sich allein einzigartige Meisterwerke.
Darunter auch das Pantheon, welches seit Jahrhunderten die größte Kuppel der Geschichte besitzt. Frau Knoll und Herr Müller entpuppten dabei ihr unermessliches Fachwissen und erzählten Geschichten, die uns auf erheiternde Weise ein bisschen mehr Verständnis für die altertümlichen Bauwerke gaben. Auch lateinische Sätze wurden stets übersetzt und erklärt, sodass jeder es verstehen konnte. Das Highlight des Tages bildete jedoch ein einfacher Mann. Dieser dunkelhäutige und durchaus gebildete Mensch erkannte die Tarnung von Herrn Müller sofort. So wurde dieser als „Morgan Freeman“ entlarvt und konnte sich dieser Erkenntnis für den Rest der Fahrt auch nicht mehr entledigen.
Der Tagesablauf am heiligen Sonntag wurde – bedingt durch vorher nicht bekannte Schließung des Campo Santo Teutonico — etwas umdisponiert. Da wir nun bereits einen Eindruck von Rom gewonnen hatten, waren wir schon gespannt auf die nächsten architektonischen Wunder und dementsprechend waren unsere Erwartungen hoch. Castelo St. Angelo erfüllte diese vollkommen und beeindruckte vor allem durch seine Geschichte. Zunächst als Mausoleum des Kaisers Hadrian und folgender Kaiser errichtet, später zur Zitadelle umfunktioniert war es auch ein Gefängnis und der Zufluchtsort des Papstes und bis heute uneingenommen. Von dort aus wagten wir uns zum Petersplatz. Zwischen all den Menschen bezogen wir am Ende einer langen Schlange, die zum Petersdom führte, Stellung. Vehement verteidigten wir unsere Plätze gegen manche Touristen, die stets versuchten sich einen besseren Platz zu erschmuggeln. Im Petersdom selber verwandelte sich dennoch jedes Gesicht in beeindruckendes Staunen. Die Architektur war so gewaltig, dass die gezückten Kameras diese nicht in ihrer ganzen Schönheit einfangen konnten. Die angesehensten Baumeister ihrer Zeit hatten teil am Bau des Domes und dem entsprechend vielfältig waren ihre Einflüsse. Im Herzen des Doms gelangten wir auch möglichst leise und bedächtig bis zu der heiligen Grabessstätte Petri und dessen Nachfolgern. Anschließend stiegen wir sogar die 510 erschöpfenden Stufen bis zur Spitze des Petersdoms hinauf. Dort eröffnete sich uns ein 360° Blick auf die Stadt, der nicht jedem, der sie aus dieser Höhe betrachtete, behagte. Das Gefühl beim Verlassen des Petersdoms glich dem der Beendigung einer Mathe-Klausur. Nur waren die Gesichter deutlich fröhlicher. Als letzten Punkt des Abends besuchten wir das Mutterhaus der Salvatorianer in Rom. Wir wurden herzlich empfangen und am Ende der Hausbesichtigung sogar mit Plätzchen, Wasser und einem alkoholhaltigen Kuchen auf der Dachterrasse bewirtet.
Der dritte Tag nach unserer Ankunft in Rom war ebenso überwältigend. Nach einen kräftigen Frühstück starteten wir wieder eine Tour in die Stadt. So sahen wir uns einen italienischen Marktplatz und den Charme des jüdischen Viertels von Rom an. Den Rest des Tages sollten wir aber in den Vatikanischen Museen verbringen. Im Rahmen von 3 Stunden konnten wir durch das Museum gehen und uns die Schätze des Vatikans ansehen. Da jedoch die Zeit so knapp bemessen war und das Museum so gewaltig, war es nahezu unmöglich, sich alle Ausstellungsstücke im Detail anzusehen. Dennoch ließ sich keiner die Chance entgehen, die Sixtinische Kapelle mit eigenen Augen zu sehen. Auf den verschlungenen Wegen dorthin musste man sich wiederum an zahlreichen ostasiatischen Touristengruppen vorbeischlängeln. Das Museum ist voll von Kulturgegenständen der Antike, über Darstellungen alter Kartographie bis hin zu imposanten Gemälden aus allen Epochen und sogar den Fahrzeugen der Päpste. Langeweile war schlichtweg unmöglich. Hatte man es bis zur Sixtinischen Kapelle geschafft, so konnte man sich trotz des immensen Menschenstroms an den Fresken erfreuen. „Die Erschaffung Adams“, eines der wohl bekanntesten Fresken, stach dabei in der Mitte der Decke besonders heraus. Am Abend hatten wir uns allesamt dazu entschlossen, gemeinsam in einen italienischen Lokal essen zu gehen. Wir machten uns auf zur Piazza Navona, wo wir uns auf Empfehlung eines Restaurantbesitzer in sein Lokal führen ließen.
Putzmunter starteten wir auch in den Dienstag. Auf dem Tagesplan stand zunächst ein Ausflug zum Aventin, einem der Hügel Roms, an. Dort sah man die kümmerlichen Reste des Circus Maximus, den manch einer noch aus dem Lateinunterricht in Erinnerung hatte. Trotz der zahlreichen Kirchen und Gebäude, die wir bereits gesehen hatten, waren wir dennoch voller Euphorie, als wir auf dem Aventin die älteste Kreuzdarstellung als Schnitzerei in einer Kirchentür sahen und wir uns dem Geheimnis des Schlüssellochs an der Tür des Sitzes des Malteserordens widmeten. Darauf suchten wir den Palatin auf und gingen durch die Kapitolinischen Museen. Anschließend konnten wir in der Kirche Santa Maria in Aracoeli eine für die römische Bevölkerung wichtige Darstellung des Jesuskindes bewundern, dessen Verehrung einen wesentlichen Weihnachtsbrauch verkörpert.
Im Weiteren gingen wir noch auf das Forum Romanum und sahen die Stelle, zu der Caesar nach seiner Ermordung gebracht und verbrannt wurde. Leider zeigte sich aber auch hier, dass jene Gebäude, die nicht in eine Kirche umfunktioniert wurden, größtenteils nicht mehr erhalten sind. Am Ende des Tagesprogramms stand die Besichtigung des Kolosseums.
Am darauffolgenden Tag stand man früher auf. Es hieß schließlich, den Papst bei einer wirklichen Audienz zu treffen. Man machte sich also frühzeitig auf dem Weg zur Bushaltestelle. Doch als ein voller Bus endlich nach einer halben Stunde Wartezeit vor uns stand, entschied man sich doch noch einstimmig für die Metro. Auf dem Petersplatz hatte sich bereits eine gewaltige Menschenmenge zusammengefunden. Nachdem wir Plätze eingenommen hatten, wurden die Namen der einzelnen anwesenden Gruppen in 8 Sprachen vorgelesen. Eine bunte Mischung von Menschen der ganzen Erde hatte sich versammelt, um den päpstlichen Segen zu empfangen. Bei der Ausrufung der Namen wurde deshalb laut losgejubelt. Der Auftritt des Papstes war jedoch kurz. Dieser fuhr mit seinem Fahrzeug an den Menschen vorbei, segnete Menschen, legte ihnen die Hände auf und küsste Babys. Jeder wollte dieses Spektakel miterleben, sodass sich alle auf die Stühle stellten, um möglichst auch alles mitzubekommen. Der Heilige Vater hielt eine kurze Ansprache, die seinerseits wiederum in den vorherigen Sprachen vorgelesen wurde, und erteilte am Schluss nach dem gemeinsamen Gebet des „Pater Noster“ den päpstlichen Segen. Daraufhin besichtigten wir noch die Kirche Sankt Paul vor den Mauern, in der der heilige Apostel Paulus begraben sein soll, und die Basilika Santa Maria Maggiore, beides Papstbasiliken.
An unserem letzten Tag in Rom besichtigten wir die Calixtus Katakomben von Rom, in der die ersten Christen auf 4 unterirdischen Ebenen beerdigt sind. Auch wenn wir nur einen kleinen Teil der Gräber sehen konnten, die in das Vulkangestein gehauen wurden, so war es dennoch beeindruckend. Auch die ersten Päpste wurden dort in einer Krypta beigesetzt. Was man sonst nur aus Geschichtsbüchern gehört hatte, sah man nun wirklich vor sich. Dort hat das Christentum noch in der Wiege gelegen, umso interessanter war es, etwas über ihren Glauben und deren Überzeugung zu erfahren. Im Anschluss daran fuhren wir zur Päpstlichen Erzbasilika San Giovanni in Laterano, die die Bischofskirche des römischen Bischofs darstellt. Den Rest des Tages hatten wir bis zum Abendessen zur freien Verfügung. Ein letztes Mal aßen wir bei den Nonnen und traten letztendlich mit traurigen Gesichtern die Reise Richtung Heimat an.
Wir alle haben etwas aus Rom mitgenommen und Rom hat etwas von uns da behalten. Dabei gilt unser Dank vor allem Frau Knoll und Herrn Müller und unserem Busfahrer, ohne die diese Fahrt unmöglich gewesen wäre.
Und wenn es stimmt, dass alle Wege nach Rom führen, so sehen wir dem Tag entgegen, an dem wir erneut einen Fuß in die heilige Stadt setzen.
B. Egenter (Q2)