Wie lange schreibt man eigentlich an einem kompletten Buch? Woher nimmt ein Autor die Ideen dafür? Und warum schreibt man eigentlich Geschichten über Mord und andere Verbrechen, wenn diese Themen – im Gegensatz zu lustigen Geschichten – doch eher ein mulmiges Gefühl hinterlassen? Die Fünftklässler des Hermann-Josef-Kollegs in Steinfeld hatten viele Fragen an den Eifeler Krimi- und Kinderbuchautor Ralf Kramp, der zum „Welttag des Buches“ das Salvatorianer-Gymnasium besuchte.
Jedes Jahr im April finden deutschlandweit unzählige Veranstaltungen rund um die Welt der Bücher statt. Seit vielen Jahren pflegt das Hermann-Josef-Kolleg (HJK) in diesem Zusammenhang eine Kooperation mit der Kaller Buchhandlung Pavlik, die auch in diesem Jahr wieder eine Autorenlesung organisierte. Mit Ralf Kramp konnten sie einen Autor für den Aktionstag gewinnen, der nicht nur schreiben, sondern auch seine Geschichten mit einer verblüffenden Stimmenvielfalt und schauspielerischem Talent lebendig werden lassen kann.
In der Aula des Hermann-Josef-Kollegs las er vor rund 90 Schülern aus dem vierten Band seiner Kinderkrimi-Reihe um das „Schwarze Kleeblatt“. Darin üben sich die Nachwuchs-Ermittler Steffi, Olli und Tim sowie Hund Fiete in Nachforschungen um einen geknackten Tresor. Ralf Kramp ließ sich aber natürlich nicht die ganze Geschichte entlocken: „Wenn ihr wissen wollt, was passiert, dann müsst ihr schon selber lesen.“
Ralf Kramp ist sich ebenso wie Deutschlehrer Marcus Michels und Kirsten und Thomas Pavlik von der gleichnamigen Buchhandlung bewusst, dass heutzutage eine große Medienkonkurrenz besteht, wenn es darum geht, Kinder und Jugendliche ans Lesen zu bringen. „Die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder ist durch die Medien vorgeprägt, da braucht es mehr Impulse, wie zum Beispiel durch die Stimmenvielfalt in einer Autorenlesung, um die Kinder bei der Stange zu halten“, erklärt HJK-Lehrer Marcus Michels.
„Je früher Kinder mit Büchern vertraut werden, desto größer ist die Chance, dass Bücher für sie eine Alternative zu anderen Medien darstellen. Deshalb haben Eltern und Lehrer hier eine wichtige Schlüsselposition“, ist Ralf Kramp überzeugt.
An Interesse mangelte es den Fünftklässlern zum Welttag des Buches jedenfalls nicht. „Wie kommt man eigentlich auf die Idee, einen Mord in eine Geschichte zu packen? Das macht doch eher ein mulmiges Gefühl“, fragte beispielsweise einer der Schüler. Für Ralf Kramp gab es da eine ganz einfache Erklärung: „Menschen, die gerne Krimis lesen, haben nicht Spaß am Verbrechen, sondern daran mitzurätseln, damit am Ende Gerechtigkeit geschieht und der Täter hinter Schloss und Riegel kommt.“
„Und wie sind Sie überhaupt darauf gekommen, Bücher zu schreiben“, lautete eine andere Frage aus der Runde der Schüler. Ralf Kramp: „Schon als ich in eurem Alter war, habe ich gerne Geschichten geschrieben und gezeichnet.“ So ermunterte er die Kinder, etwas, das sie gerne machten ruhig auch als Beruf auszuprobieren – und es sich nicht von den Erwachsenen ausreden zu lassen.
Am Ende der Veranstaltung zum Welttag des Buches bekamen die Kinder das eigens für diesen Anlass erschienene Buch „Das geheimnisvolle Spukhaus“ der Autorin Henriette Wich von der Buchhandlung Pavlik geschenkt. Am Hermann-Josef-Kolleg finden jedes Jahr im Wechsel eine Autorenlesung und ein von den Schülern selbst gestalteter Nachmittag statt, an dem sie aus dem aktuellen Welttagsbuch vorlesen.
Mit solchen Aktionen wie auch der Teilnahme am bundesweiten Vorlesetag im November und der von Schülern selbst geleiteten Bibliothek setzt sich das Hermann-Josef-Kolleg dafür ein, die Schüler zum Lesen zu motivieren. Und so gingen auf die Frage von Ralf Kramp, wer von den Schülern denn regelmäßig Bücher lese, tatsächlich alle Hände nach oben.
Quelle und Fotos: pp/Agentur ProfiPress