2. Halbjahr2015/2016Schuljahre

„Es gab gute Momen­te und auch wel­che, die nicht so gut waren“, berich­te­te die heu­te 16-jäh­ri­ge Mari­el­le beim jüngs­ten Stein­fel­der Abend zu den The­men Flucht, Migra­ti­on und Inte­gra­ti­on. Die jun­ge Frau kam im Alter von drei Jah­ren mit ihrer Fami­lie nach Deutsch­land und stammt aus einem klei­nen Dorf in der west­afri­ka­ni­schen Elfen­bein­küs­te. In der Schu­le etwa, so die jun­ge Frau sei­en vie­le Mit­schü­ler freund­lich auf sie zuge­kom­men – eini­ge aller­dings auch nicht. Heu­te ist das kein The­ma mehr. Die Eus­kir­chene­rin spricht neben Fran­zö­sisch eben­so flie­ßend Deutsch. Sie besucht das St.-Michael-Gymnasium in Bad Müns­ter­ei­fel und möch­te nach dem Abitur Medi­zin stu­die­ren.
Mari­el­le ist voll inte­griert – sie ist eines der „Vor­bil­der“, die die Aus­stel­lung „Bin­go“ (steht für „Bes­te Inte­gra­ti­on“) des Jugend­mi­gra­ti­ons­diens­tes Eus­kir­chen prä­sen­tiert. Zehn jun­ge Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund, die es geschafft und den Kreis Eus­kir­chen zu ihrem Zuhau­se gemacht haben, erzäh­len auf groß­flä­chi­gen Aus­stel­lungs­ta­feln ihre Geschich­te. Die Aus­stel­lung ist aktu­ell im Stein­fel­der Her­mann-Josef-Kol­leg zu sehen. Der Lei­ter des Jugend­mi­gra­ti­ons­diens­tes, Nor­bert Weber, war einer der Refe­ren­ten beim Stein­fel­der Abend und hat­te eini­ge der „Vor­bil­der“ mit­ge­bracht, ursprüng­lich stam­men sie neben der Elfen­bein­küs­te aus Togo, Russ­land und Kasach­stan. „Ich ler­ne in mei­ner täg­lich Arbeit so vie­le Vor­bil­der ken­nen“, berich­te­te Weber, „aber man muss sie auch för­dern.“ Der Jugend­mi­gra­ti­ons­dienst bie­tet unter ande­rem ein­jäh­ri­ge Inte­gra­ti­ons­kur­se sowie Schu­lun­gen für Ehren­amt­ler an.
Zwei­te Refe­ren­tin war die His­to­ri­ke­rin Dr. Gabrie­le Rün­ger, die zuvor schon durch die Aus­stel­lung „Kom­men – Gehen – Blei­ben“ zur Geschich­te der Migra­ti­on im Kreis Eus­kir­chen geführt und die­se damit been­det hat­te. Sechs Wochen lang waren die Expo­na­te im Kreuz­gang des Sal­va­to­ria­ner­klos­ters zu sehen gewe­sen. „Als wir 2012 mit der Recher­che zur Aus­stel­lung begon­nen haben, konn­ten wir nicht ahnen, wel­che Bri­sanz die Aus­stel­lung heu­te haben wür­de“, kom­men­tier­te Dr. Rün­ger mit Bezug auf die Flücht­lings­si­tua­ti­on. Hin­sicht­lich gesell­schaft­li­cher Phä­no­me­ne sei die Her­an­ge­hens­wei­se von His­to­ri­kern eine ande­re als etwa die von Poli­ti­kern oder Jour­na­lis­ten: „Wir betrach­ten sehr lan­ge Zeit­räu­me und hof­fen, dass man dar­aus Leh­ren zie­hen kann.“ Das The­ma Migra­ti­on griff die His­to­ri­ke­rin anhand von Aus­schnit­ten aus der deut­schen Tra­gi­ko­mö­die „Almanya – Will­kom­men in Deutsch­land“ auf. Er the­ma­ti­siert die Fra­gen nach Iden­ti­tät und Hei­mat einer tür­ki­schen Gast­ar­bei­ter­fa­mi­lie, die mitt­ler­wei­le in drit­ter Gene­ra­ti­on in Deutsch­land lebt. Alles begann mit Groß­va­ter Hüsey­in, der 1964 als 1.000.001. Gast­ar­bei­ter nach Deutsch­land kam…
Das gro­ße Inter­es­se zeig­te, dass die The­men des Abends – „Flucht, Migra­ti­on und Inte­gra­ti­on“ – die Men­schen bewe­gen. So erga­ben sich auch nach der Ver­an­stal­tung zahl­rei­che Gesprä­che.
Beim Stein­fel­der Abend, einer Ver­an­stal­tungs­rei­he des Her­mann-Josef-Kol­legs (HJK), prä­sen­tier­te sich die Schul­ge­mein­schaft als star­ke Gemein­schaft. Orga­ni­siert wur­de der Abend dies­mal von der ehe­ma­li­gen HJK-Schü­le­rin Sophie Rut­ter im Rah­men ihres Prak­ti­kums beim Jugend­mi­gra­ti­ons­dienst. Zahl­rei­che Lehr­kräf­te hat­ten im Vor­feld mit­ge­hol­fen, eben­so wie unter ande­rem Schul­lei­ter Hein­rich Latz, sein Stell­ver­tre­ter Wil­li Frau­en­rath und die Schul­pfleg­schafts­vor­sit­zen­de Petra Kanz­ler an der Ver­an­stal­tung teil­nah­men. Für das Cate­ring sorg­ten – gegen Spen­den für den Abi­ball – die Ober­stu­fen­schü­le­rin­nen Desi­rée Hübin­ger-Klink­ham­mer, Nicki Dede­richs und Ire­na Arndt. Sie prä­sen­tier­ten ein­lei­tend auch Text­bei­trä­ge zum The­ma. Vanes­sa Mal­burg berühr­te mit einer ein­fühl­sa­men Inter­pre­ta­ti­on des Stücks „Cand­le in the wind“. Musi­ka­lisch beglei­te­ten ihre Mit­schü­ler Micha­el The­len (Akkor­de­on) und Patrick Kre­mer (Trom­pe­te) den Stein­fel­der Abend.
Bil­der und Bericht: Ali­ce Gemp­fer (pp/Agentur Pro­fi­Press)