Kall-Steinfeld — Zeitungen rascheln, einige Schüler lesen, andere diskutieren: Der Literaturkurs des Hermann-Josef-Kollegs (HJK) im Salvatorianerkloster Steinfeld ist mitten in einem Presseseminar. Auch in diesem Schuljahr sollen die Schüler unter anderem lernen, Berichte für die Homepage der Schule zu verfassen. Das richtige Handwerkszeug für diese Aufgabe vermittelt ihnen Alice Gempfer, Redakteurin der Agentur ProfiPress aus Mechernich-Bleibuir.
Lehrer Michael Schmitz leitet den Kurs, Literatur wird ausschließlich in der Jahrgangsstufe Q1 unterrichtet. Zu den Inhalten gehört neben den Inhaltsfeldern „Theater“ und „Film“ auch der Bereich „Kreatives Schreiben“. Am HJK wird hierbei der Fokus auf die journalistische Berichterstattung gelegt. Dabei sollen die Schüler zum einen lernen, einen Bericht zu einer (Schul-)Veranstaltung zu erstellen und selbstständig zu bebildern. Zum anderen geht es auch darum, die verschiedenen Medien kennenzulernen. Nicht zuletzt auch, um Anforderungen an den Journalisten, aber auch Wirkung und Zielgruppen der Presseorgane einschätzen zu können.
Das Seminar sollte den Oberstufenschülern direkt zu Beginn des neuen Schuljahres die nötigen Kenntnisse vermitteln, um mit der journalistischen Berichterstattung in die Praxis starten zu können. Die ersten Recherchethemen für die „Nachwuchs-Journalisten“ wurden in Absprache mit Michael Schmitz bereits festgelegt, losgehen würde es in Kürze mit dem Schulfest.
Einen „Aufhänger“, wie es im Redaktionsdeutsch heißt, wenn Themen einen aktuellen Bezug haben, hatten die Schüler also schon gefunden. Weitere Themen ergeben sich aus den Veranstaltungen des Schullebens wie etwa der Besuch von Grundschülern oder die wiederholte Teilnahme der HJK-Schüler am Köln-Marathon. Dabei gibt es schon bei der Recherche vor Ort einiges zu beachten. Zitate etwa können eine Geschichte weitererzählen und gleichzeitig lebendig machen. Auch kritische Worte dürfen zitiert werden. „Das Gesagte darf aber nicht als Tatsachenbehauptung im Raum stehen, sondern muss einer Person klar als Zitat zugeordnet werden“, so die Redakteurin.
Zeit nehmen sollten sich die Schüler für die Fotos, denn für ein gutes Bild darf der Fotograf auch in die Szene eingreifen, ganz nach dem Motto: „Der Fotograf führt Regie.“ Für die Bildaussage sind zudem Menschen von Bedeutung, die aktiv etwas tun und so den Inhalt des Textes „in Szene setzen“. Vorsicht ist allerdings bei den Bildrechten geboten, um nicht mit dem Presserecht in Konflikt zu geraten. Erste Grundregel: Um Erlaubnis fragen, bevor man auf den Auslöser drückt. Doch gerade bei Kindern und minderjährigen Jugendlichen – von denen in der Schule schließlich einige unterwegs sind – reicht das nicht. „Da müssen die Eltern ihr Einverständnis geben. Am besten ist es, wenn die Schule von allen Schülern eine schriftliche Erklärung der Eltern hat“, erklärt Journalistin Alice Gempfer.
Hingucker bei einem Pressebericht seien nicht nur Bilder, sondern auch eine packende Überschrift. Und schon raschelten wieder die Zeitungen im Klassenraum auf der Suche nach einer knackigen Titelzeile. „Der Leser entscheidet in wenigen Sekunden, ob er einen Artikel liest oder nicht.“ Dabei komme es auf eine richtig gute Überschrift an. Alice Gempfer: „Auch erfahrene Redakteure tüfteln manchmal länger an der Überschrift als an so manchem Textabschnitt.“
Für den eigentlichen Text stehen erst einmal die fünf W‑Fragen (wer, was, wo, wann, warum) im Mittelpunkt. Daraus ergibt sich schon eine weitere Anforderung an den Pressetext: Geschrieben wird, was interessant und wichtig ist, kein chronologisches Protokoll. Der Journalist tritt als Vermittler auf, der den Lesern ein Thema verständlich macht. Meinung und Information müssen dabei klar getrennt werden – die eigene Meinung des Journalisten gehört ausschließlich in den Kommentar oder die Kritik.
Und was ist zum Beruf des Journalisten heute zu sagen? „Vor einigen Jahren gingen viele Journalisten mit Bildern der „eierlegenden Wollmilchsau“ im Streik auf die Straße. Journalisten müssen heute alles können: schreiben, fotografieren, layouten, Videos drehen, …“ Früher seien die Aufgaben auf mehrere Personen bzw. Berufe verteilt gewesen, auf den Journalisten, den Fotografen und den Layouter.
Nicht zuletzt verändert das Internet die Medienlandschaft und somit auch die Pressearbeit. Das habe Vor- und Nachteile. Einerseits gingen die Auflagenzahlen der Printmedien zurück. Aber: „Mit dem Internet sind auch neue Berufe entstanden, zum Beispiel der des Online-Redakteurs“, so die Journalistin.
Die Schüler des Literaturkurses können sich nun selbst in der journalistischen Arbeit ausprobieren. Mit Block, Stift und Fotokamera möchten sie sich unter die Leute mischen und ihre Berichte anschließend auf der Schulhomepage veröffentlichen.
Text und Bilder Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress