Wie ist es eigentlich, wenn man wählen gehen darf? Junge Schülerinnen und Schüler des Hermann-Josef-Kolleg durften das hautnah erfahren. Die Aula wurde zum Wahllokal bei der „Juniorwahl“.
Bei der Juniorwahl, einem bundesweiten Projekt, geht es um das Einüben und Erleben von Demokratie. Es ist das größte Schulprojekt zur politischen Bildung in Deutschland. Schüler sollen an Prozesse der demokratischen Willensbildung herangeführt werden.
„Wir machen zum ersten Mal mit“, sagt Initiator Jan Sitz. Der Referendar der Schule unterrichtet die Fächer Sozialwissenschaften und Sport.
Der große Tag war von den Schülern mit Spannung erwartet worden. Die Wahlurne stand fachgerecht versiegelt und verplombt bereit. Alles sollte mit rechten Dingen zugehen – wie im wirklichen Wahlleben. Die Schüler zeigten ihre Wahlbenachrichtigung und den Schülerausweis und bekamen im Gegenzug ihren ersten eigenen Stimmzettel. Und ab ging es in die Wahlkabine, um ein Kreuzchen bei den Kandidaten und den Parteien zu machen.
Die Schüler wurden von ihren Lehrern gut auf ihre erste geheime Wahl vorbereitet. „Im Unterricht wurde die Funktion der Wahlen, die Bedeutung von Erst- und Zweitstimme wie auch die Aufgaben des Bundestages erläutert“, so Sitz.
Mit großem Interesse hatten sie auch die Kandidaten im Kreis Euskirchen unter die Lupe genommen. Das Programm der Parteien wurde eingehend studiert. Der Referendar freut sich über das große Engagement der jungen Demokraten: „Sie waren sehr motiviert bei der Sache.“
Nun stand endlich die Wahl an. Es ging geordnet zu, jeder wusste, was zu tun war. Viele Kilometer machte an diesem Tag Jonah Hübner. Er flitzte zwischen den einzelnen Stationen hin und her, behielt den Überblick und trug eine verantwortungsvolle Aufgabe. Der Dreizehnjährige war schließlich als Leiter für die Wahl am „HJK“ verantwortlich.
Mit seinem „Wahlvorstand“ hatte er tatkräftige Unterstützung. Der Job mache viel Spaß, sagt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Aber ein bisschen stressig ist es schon, wenn man auf alle Leute aufpassen muss.“ Doch den Stress ließ er sich nicht anmerken. Cool beantwortete er Fragen der Wähler und hatte ein Auge darauf, dass die Stimmen vernünftig ausgezählt wurden. Schließlich lag ein Riesenberg an Wahlzetteln vor den Wahlhelfern.
Zur Simulation der Wahl angemeldet hatten sich die Klassen 8 und 9 sowie die Q2. 227 Schüler waren wahlberechtigt, 216 gaben ihre Stimme ab. Die Wahlbeteiligung lag bei sensationellen 95 Prozent. Da kann die „echte“ Bundestagswahl nur von träumen. Die Ergebnisse wurden im Anschluss an die Wahl direkt ausgezählt, unterlagen jedoch da noch der Geheimhaltung.
Erst am Wahlsonntag wurden die Ergebnisse der deutschlandweiten Juniorwahl, parallel zu den ersten Hochrechnungen der Bundestagswahl, um 18 Uhr auf der Internetseite der Juniorwahl veröffentlicht.
In Steinfeld stand Detlef Seif für den Kreis Euskirchen an der Spitze der (jungen) Wählergunst, der sich 46% der Erststimmen sichern konnte. Auch bei den Zweitstimmen lag die CDU deutlich vorne und konnte sich mit einem Zweitstimmenanteil von 46% als Stärkste Kraft durchsetzen.
Die AfD (4% der Zweitstimmen) schnitt verglichen mit der Bundestagswahl bei den Gymnasiasten allerdings nicht so gut ab, dafür lagen die Grünen mit 20% hoch im Kurs.
Die Wahl in Steinfeld lief glatt. In die Wahlniederschrift notierte Jonah: „Keine besonderen Vorkommnisse.“
Insgesamt nahmen eine Million Jugendliche an bundesweit über 3487 Schulen an der Juniorwahl teil – eine Rekordteilnahme, sagen die Veranstalter. Schirmherr ist Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert. Seit 1999 gibt es das Projekt. Mehr Informationen unter. http://www.juniorwahl.de/bundestagswahl-2017.html
pp/Agentur ProfiPress