2. Halbjahr2015/2016ReligionslehreSchuljahre

Vor­ur­tei­le und fal­sche Vor­stel­lun­gen domi­nie­ren viel­fach unser Den­ken in Bezug auf das aus unse­rer Sicht “ande­re”. Ins­be­son­de­re die Ange­hö­rig­keit zu ver­schie­de­nen Reli­gio­nen hat im Ver­lau­fe der Mensch­heit immer wie­der zu Aus­ein­an­der­set­zun­gen, Hass und Krieg geführt. Gera­de des­halb steht im Schul­pro­gramm unse­rer Schu­le, dass es von hoher Bedeu­tung ist, die “Grund­la­gen der eige­nen und ande­rer Reli­gio­nen zu ken­nen” und den ande­ren Reli­gio­nen mit “Offen­heit und Tole­ranz” zu begeg­nen.
Die­sen Grund­sät­zen fol­gend mach­ten sich 28 Schü­le­rin­nen und Schü­ler der Jahr­gangs­stu­fe Q1 am 14.04.2016 auf den Weg, um die Moschee in Eus­kir­chen und die Syn­ago­ge in der Roon­stra­ße in Köln zu besu­chen. Im Reli­gi­ons­un­ter­richt war bereits über den inter­re­li­giö­sen Dia­log vor dem Hin­ter­grund des Kon­zils­tex­tes “nos­t­ra aet­a­te” gespro­chen wor­den, der das Ver­hält­nis des Chris­ten­tums zu den ande­ren Reli­gio­nen defi­niert. Hier­bei wur­de schnell deut­lich, dass eine Ana­ly­se des Kon­zils­tex­tes eine (wich­ti­ge) Sache ist, der per­sön­li­che Aus­tausch mit Men­schen ande­rer Reli­gio­nen aber noch viel bedeut­sa­mer ist.
Der Emp­fang in der Moschee in Eus­kir­chen war von gro­ßer Herz­lich­keit geprägt. Der Imam beant­wor­te­te alle Fra­gen der inter­es­sier­ten Schü­ler. Beson­ders prä­gend war wohl die ein­fa­che Gestal­tung des Gebets­raums im Ver­gleich zu den bekann­ten prunk­vol­len Kir­chen­räu­men der Katho­li­ken. Des Wei­te­ren wur­de offen­sicht­lich, wie deut­lich sich der Imam von ter­ro­ris­ti­schen Orga­ni­sa­tio­nen distan­zier­te und ver­deut­lich­te, dass vie­le Din­ge, die der­zeit in den Medi­en über den Islam ver­brei­tet wer­den, nicht der Wahr­heit ent­spre­chen. Zum Abschluss wur­den die Schü­ler zu einem klei­nen Imbiss ein­ge­la­den, wobei der Imam noch ein­mal bekräf­tig­te, wie wich­tig er es fin­det, dass Schü­ler ande­rer Reli­gio­nen die Moschee besu­chen und sich über den Islam infor­mie­ren. Nur auf die­sem Weg kön­nen Vor­ur­tei­le abge­baut wer­den.
Im Anschluss ging die Rei­se wei­ter nach Köln. Bereits beim Ein­tre­ten in die Syn­ago­ge wur­de jedem Schü­ler bewusst, dass jüdi­sche Gemein­den in Deutsch­land immer noch einer gewis­sen Gefahr aus­ge­setzt sind, was hohe Sicher­heits­vor­keh­run­gen zur Fol­ge hat. Die Füh­rung in der Syn­ago­ge ver­deut­lich­te die zahl­rei­chen Gemein­sam­kei­ten zwi­schen Juden­tum und Chris­ten­tum, offen­bar­te jedoch auch, dass das Juden­tum eine Reli­gi­on mit zahl­rei­chen Gebo­ten und Ver­bo­ten ist. Die­se erläu­ter­te der Rab­bi auf sei­ne unnach­ahm­li­che Art und Wei­se, füg­te jedoch auch an vie­len Stel­len hin­zu, dass ein Ver­bot häu­fig aus­ge­legt wer­den müs­se und so auch umgeh­bar sei — eine wei­te­rer Aspekt, der den Reli­gio­nen gemein­sam scheint.
Fazit: Wir haben viel über den Islam und das Juden­tum gehört und gelernt. Wenn man den Dia­log zwi­schen den Reli­gio­nen ernst­haft för­dern und wei­ter­füh­ren möch­te, dann darf man es nicht bei einem ein­zel­nen Besuch in der Moschee und der Syn­ago­ge belas­sen. Den ers­ten Schritt haben wir jedoch gemacht.