Vorurteile und falsche Vorstellungen dominieren vielfach unser Denken in Bezug auf das aus unserer Sicht “andere”. Insbesondere die Angehörigkeit zu verschiedenen Religionen hat im Verlaufe der Menschheit immer wieder zu Auseinandersetzungen, Hass und Krieg geführt. Gerade deshalb steht im Schulprogramm unserer Schule, dass es von hoher Bedeutung ist, die “Grundlagen der eigenen und anderer Religionen zu kennen” und den anderen Religionen mit “Offenheit und Toleranz” zu begegnen.
Diesen Grundsätzen folgend machten sich 28 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q1 am 14.04.2016 auf den Weg, um die Moschee in Euskirchen und die Synagoge in der Roonstraße in Köln zu besuchen. Im Religionsunterricht war bereits über den interreligiösen Dialog vor dem Hintergrund des Konzilstextes “nostra aetate” gesprochen worden, der das Verhältnis des Christentums zu den anderen Religionen definiert. Hierbei wurde schnell deutlich, dass eine Analyse des Konzilstextes eine (wichtige) Sache ist, der persönliche Austausch mit Menschen anderer Religionen aber noch viel bedeutsamer ist.
Der Empfang in der Moschee in Euskirchen war von großer Herzlichkeit geprägt. Der Imam beantwortete alle Fragen der interessierten Schüler. Besonders prägend war wohl die einfache Gestaltung des Gebetsraums im Vergleich zu den bekannten prunkvollen Kirchenräumen der Katholiken. Des Weiteren wurde offensichtlich, wie deutlich sich der Imam von terroristischen Organisationen distanzierte und verdeutlichte, dass viele Dinge, die derzeit in den Medien über den Islam verbreitet werden, nicht der Wahrheit entsprechen. Zum Abschluss wurden die Schüler zu einem kleinen Imbiss eingeladen, wobei der Imam noch einmal bekräftigte, wie wichtig er es findet, dass Schüler anderer Religionen die Moschee besuchen und sich über den Islam informieren. Nur auf diesem Weg können Vorurteile abgebaut werden.
Im Anschluss ging die Reise weiter nach Köln. Bereits beim Eintreten in die Synagoge wurde jedem Schüler bewusst, dass jüdische Gemeinden in Deutschland immer noch einer gewissen Gefahr ausgesetzt sind, was hohe Sicherheitsvorkehrungen zur Folge hat. Die Führung in der Synagoge verdeutlichte die zahlreichen Gemeinsamkeiten zwischen Judentum und Christentum, offenbarte jedoch auch, dass das Judentum eine Religion mit zahlreichen Geboten und Verboten ist. Diese erläuterte der Rabbi auf seine unnachahmliche Art und Weise, fügte jedoch auch an vielen Stellen hinzu, dass ein Verbot häufig ausgelegt werden müsse und so auch umgehbar sei — eine weiterer Aspekt, der den Religionen gemeinsam scheint.
Fazit: Wir haben viel über den Islam und das Judentum gehört und gelernt. Wenn man den Dialog zwischen den Religionen ernsthaft fördern und weiterführen möchte, dann darf man es nicht bei einem einzelnen Besuch in der Moschee und der Synagoge belassen. Den ersten Schritt haben wir jedoch gemacht.