Eine Studienfahrt über die freien Karnevalstage und dann auch noch nach Krakau — ob das auf Interesse stößt? Diese Frage stellten wir Tutoren der Q2 uns im Vorfeld der Reiseplanung. Aber unsere Bedenken waren überflüssig. 27 Schülerinnen und Schüler unserer Jahrgangsstufe wollten sich auf das Abenteuer einlassen und meldeten sich für die Reise an. Als sich dann unser polnischer Kollege Siegmund Pchalek spontan zum Mitfahren entschloss und auch unsere ehemalige Kollegin Anna Kirfel der Versuchung, dem Karnevalstrubel zu entfliehen, nicht widerstehen konnte, war die Sache perfekt. Wir reisen nach Krakau! Und es hat sich gelohnt!
Allen Streikandrohungen zum Trotz starteten wir auf die Minute pünktlich vom Düsseldorfer Flughafen und landeten planmäßig in Kattowice, leider ohne Philips Koffer, was aber im Nachhinein betrachtet nicht tragisch war. Dank der perfekten Organisation unseres “Reiseleiters” Siegmund Pchalek funktionierten der Transfer nach Krakau und das Einchecken im Hotel reibungslos. Nur noch Koffer wegbringen, kurz frisch machen und schon konnten wir zu unserer ersten Stadtbesichtigung aufbrechen; und Krakau zeigte sich uns von seiner besten Seite! Bei eisigen Temperaturen und strahlend blauem Himmel erwartete uns eine herrliche Altstadt. Gemeinsam tauschten wir noch unser Geld um, anschließend brachen alle in kleinen Gruppen zu einer ersten Erkundung auf. Da alles sehr zentral und übersichtlich ist, war das kein Problem.
Ein erster Blick auf die Marienkirche mit ihrem Trompetenspiel zu jeder vollen Stunde, der wunderschöne Marktplatz mit den Tuchhallen, die vielen gemütlichen Cafés, Bars und Restaurants! Beim gemeinsamen Abendessen lernten wir dann unsere polnische Stadtführerin Beata Kwiatkowska kennen, die uns in den nächsten Tagen begleitet hat. Den Donnerstag hatte Beata mit einem umfangreichen Besichtigungsprogramm für uns gefüllt. Wir lernten einiges über die Geschichte Krakaus, was Beata immer an den verschiedenen Sehenswürdigkeiten festmachte. So sahen wir als Teile der alten Befestigungsanlage die Barbakane und das Florianstor, spazierten über den Marktplatz zum Collegium Maius (Jagiellonen-Universität), wo wir dem Glockenspiel “Gaudeamus Igitur” lauschten. Dann führte Beata uns mit vielen Erklärungen über interessante Dinge rechts und links über den “Planty” (Grüngürtel) und die Ulica Kanonicza (die wirklich älteste Straße Krakaus) zum Wawel-Hügel, wo sich der Dom, das königliche Schloss und etliche Museen befinden. Natürlich konnten wir uns alles immer nur recht kurz ansehen, weil Beata uns einen möglichst umfassenden Überblick über alle Sehenswürdigkeiten Krakaus verschaffen wollte.
Unser nächster Anlaufpunkt war “Die versunkene Welt des mittelalterlichen Krakau”, die man im Museum Rynek Podziemny entdecken kann. Und was natürlich bei keinem Krakau ‑Aufenthalt fehlen darf! Die Besichtigung der Marienkirche mit dem berühmten Altar von Veit Stoß war der Schlusspunkt unseres ersten Tages. Randvoll mit Kultur suchten dann alle die umliegenden Cafés auf, um die vielen Eindrücke in schöner Atmosphäre zu verarbeiten. Das Abendprogramm begann immer mit dem gemeinsamen Abendessen in einem netten Lokal, das Herr Pchalek inklusive des Essens für uns reserviert hatte. Den weiteren Verlauf des Abends gestalteten die kleinen Gruppen individuell.
Am nächsten Tag besuchten wir die Vernichtungslager Auschwitz und Birkenau. Auf diesen Besuch hatten wir uns vor der Reise intensiv vorbereitet durch den Film “Schindlers Liste” und den Besuch einer Sonderausstellung im EL-DE-Haus in Köln. Das Grauen der schrecklichen Dinge, die an diesen Orten geschehen sind, ist dort heute noch sehr präsent und hat uns regelrecht verstummen lassen. Am nächsten Tag holte Beata uns direkt im Hotel ab, weil der Besuch der Schindler Fabrik auf unserem Programm stand, die wir gut zu Fuß erreichen konnten. Vor der Besichtigung der Fabrik stand aber ein Schlenker durch das jüdische Viertel “Kazimierz” an. Auch an diesem Tag erzählte Beata viel über die Geschichte dieses Viertels und zeigte uns eine Reihe verschiedener Synagogen. Die Synagoga Remu mit ihrem großen Friedhof haben wir uns dann näher ansehen können. Einige unserer Jungs, die keine Kopfbedeckung dabei hatten, kamen sogar in den Genuss einer Kippa, der jüdischen Kopfbedeckung für Männer. Die Eindrücke aus dem jüdischen Viertel wurden dann durch die Besichtigung der Schindler Fabrik noch vertieft, die die Geschichte der Nazi-Okkupation Krakaus sehr anschaulich darstellt. Der Rest des Nachmittags wurde dann fürs Bummeln und Shoppen genutzt. Unseren letzten Abend haben wir alle zusammen auf Kosten der gemeinsamen Reisekasse in einer netten Bar verbracht. Ein schöner Abschluss für eine wirklich gelungen Studienfahrt!
Abschließend wollen wir uns bedanken: bei unseren Schülerinnen und Schülern, die uns die Reise fast zu einem Urlaub gemacht haben, bei Herrn Pchalek für die hervorragende Organisation der Reise, bei Frau Kirfel für ihre nette Begleitung und bei der KSK Euskirchen und der Stiftung “Erinnern ermöglichen” für die finanzielle Unterstützung unserer Reise.
Th.Frauenkron und M.Knoll