Elf Schüler des Steinfelder Hermann-Josef-Kollegs haben sich in einem Foto-Projekt mit den “Werken der Barmherzigkeit beschäftigt”. Die Schüler aus der Oberstufe (Q1) haben überlegt, wie die Worte Jesu heute heißen können und dies fotografisch dargestellt. Im Mittelpunkt der Aktion steht das Thema “Barmherzigkeit”, da Papst Franziskus in diesem Jahr das “Jahr der Barmherzigkeit” ausgerufen hat.
Als Mitglied der Pfarrgemeinde Steinfeld und langjähriger Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, als Lektor und auch als Messdiener hat Willibald Hövel beim Vorbeigehen an den Reihen der Beichtstühle überlegt, ob man ihnen nicht wieder eine Bedeutung, eine Funktion geben könne. In der Barockzeit, gegen 1680, durch Hand des Holzbildhauers Michael Pirosson, sind die Beichtstühle entstanden. Auch die gesamte barocke Ausstattung der Basilika, die heute noch den Raum dominiert, geht auf Pirosson zurück. Die große Anzahl der Beichtstühle in der Basilika ist wohl dem großen Pilgerstrom zum Grab des heiligen Hermann-Josef im 17. Jahrhundert geschuldet. Heute steht zur Spendung des Sakraments der Versöhnung das Beichtzimmer im Durchgang unter der Orgel zum Kreuzgang zur Verfügung.
“Die Idee einer Foto-Installation habe ich mit meinem Sohn Roman häufig besprochen”, sagte Willibald Hövel. Dieser ist Fotograf aus Kall. “Uns war immer bewusst, dass bei einer von ihrer Bestimmung abweichenden Nutzung der Beichtstühle eine große Sensibilität sowohl der Thematik als auch der Darstellungsweise gefordert sein würde”, so Willibald Hövel weiter. Als Papst Franziskus aber das Jahr 2016 zum Jahr der göttlichen Barmherzigkeit ankündigte, sei der Entschluss gefallen, dieses Thema bildnerisch anzugehen. Vater und Sohn Hövel waren sich einig, dass es ein Projekt der jungen Generation sein müsste. Mitstreiter fanden sie im Steinfelder Gymnasium.
In mehreren Unterrichtseinheiten wurden die Schüler auf das Thema vorbereitet und damit betraut. Pastoralreferentin Alice Toporowsky, Religionslehrerin Marlis Knoll und Pater Heinrich wirkten mit. “Viele waren beteiligt, viele haben sich begeistern lassen”, sagte Willibald Hövel. Im Mittelpunkt der Bilder, die bis Jahresende an den Beichtstühlen angebracht bleiben, stehen die Hände der Schüler. “Denn es sind unsere Hände, mit denen wir Menschen helfen, geben, teilen, stützen — oder auch nicht”, so Pastoralreferentin Alice Toporowsky.
Entstanden im Fotostudio von Roman Hövel sind sechs Fotos, die in den Beichtstühlen von hinten beleuchtet werden. Das erste Foto “Ich gebe dir Essen” zeigt Hände, die nach Reiskörnern greifen. Es soll daran erinnern, dass 795 Millionen Menschen auf der Welt nicht genug zu essen haben. Auf dem zweiten Foto “Ich gebe dir Zuflucht” bilden Hände ein Dach und erinnern daran, dass weltweit knapp 60 Millionen Menschen auf der Flucht und ohne ein Zuhause sind. Auf dem dritten Foto “Ich gebe dir Kleidung” ist ein Händepaar in rote Handschuhe eingepackt. “Wir wollten die Geste des Teilens verdeutlichen, aber auch das Gefühl von Wärme und Liebe vermitteln, daher haben wir das Motiv mit den Handschuhen und den Händen, die ein Herz formen, gewählt”, erklärten die beiden Schülerinnen Saskia Mäder und Leonie Trösch.
Das vierte Foto “Ich gebe dir Kraft” zeigt eine Hand, die mit einem Verband umwickelt ist und dem mehrere andere Hände Halt geben. Das Foto soll darauf aufmerksam machen, dass rund zehn Millionen chronisch kranke Menschen in Deutschland leben, nicht mehr arbeiten können und ihre sozialen Kontakte verlieren. Einsamkeit ist die Folge. Beim fünften Foto “Ich gebe dir Freiheit” geben sich Hände durch Gitterstäbe die Hand und vereinen sich. Es macht auf die Situation aufmerksam, dass in deutschen Gefängnissen rund 60.000 Strafgefangene sitzen, die aufgrund ihrer Begrenztheit unter Isolation und Einsamkeit leiden. Barmherzigkeit soll an dieser Stelle die Menschen, die in Schwierigkeiten stecken, nicht alleine lassen. Auch jene, die wegen ihrer Verbrechen verurteilt wurden.
Im sechsten Foto “Ich gebe dir Geleit” beten Hände mit einer Gebetskette. “Wir wollten mit unserer Darstellung die Verbundenheit zwischen Verstorbenen und Angehörigen zum Ausdruck bringen”, erklärten die beiden Schüler Maximilian Hardy und Yannik Wuttke.
In einem Oberstufengottesdienst anlässlich des Hermann-Josef-Tages wurden die Werke vorgestellt. Die Fotos sind bis zum Ende des Jahres in der Basilika ausgestellt. Zu der Aktion gibt es eine Begleitbroschüre, die weitere Hintergründe und Informationen liefert.
Text und Bilder: pp/Agentur ProfiPress