Kall-Steinfeld — Auf die Frage einer Fünftklässlerin, wie er denn auf seine vielen spannenden Ideen komme, gab der Schriftsteller Gerd Ruebenstrunk gleich mehrere Antworten: “Zum einen durch die vielen Bücher, die ich lesen — wie alle Autoren, die ich kenne.” Dazu komme seine Fantasie und ein einfacher Trick: “Man fragt sich ständig “was wäre, wenn…”” Wer das berücksichtige und im Leben Augen wie Ohren offen halte, der habe immer und überall tolle Ideen, “auch auf dem Schulhof oder im Bus”.
Die zahlreichen Fragen — und spannenden Antworten, die der Lesung des erfolgreichen Autors Gerd Ruebenstrunk in der Aula des Hermann-Josef-Kollegs folgten, machten deutlich: Mission gelungen. Der Jugendbuchautor war nämlich nicht zufällig am 23. April zu Gast im Steinfelder Gymnasium. Er feierte mit den Schülern, einigen Lehrern und Eltern sowie Kirsten und Thomas Pavlik von der gleichnamigen Kaller Buchhandlung den “Welttag des Buchs”. Er wurde 1995 von der UNESCO als weltweiter Feiertag für das Lesen, für Bücher und die Rechte der Autoren ins Leben gerufen. Die UN-Organisation für Kultur und Bildung hat sich von dem katalanischen Brauch inspirieren lassen, zum Namenstag des Volksheiligen St. Georg Rosen und Bücher zu verschenken. Darüber hinaus hat der 23. April auch Bezug zur Literatur: Er ist der Todestag von William Shakespeare und Miguel de Cervantes.
Gebannt verfolgten die knapp hundert Fünftklässler den mit viel Körpereinsatz vorgetragenen Passagen aus Ruebenstrunks Trilogie, in der sich Arthur und Larissa auf die Suche nach den “verlorenen Büchern” machen und dabei viele Rätsel lösen sowie Abenteuer bestehen müssen. “Es geht um ein uraltes Geheimnis, eine uralte Verschwörung, und am Schluss müssen die beiden ihren gefährlichsten Gegner besiegen — sich selbst”, so der Autor. Die vorgetragenen Textpassagen unterbrach er immer wieder für Erläuterungen und Fragen an sein junges Publikum. Im Gepäck hatte Ruebenstrunk zudem Filmsequenzen aus den Städten, in die Arthur und Larissa ihre Suche führt: Amsterdam mit dem tatsächlich existierenden “Haus mit den Blutflecken”, Bologna, Cordoba, Dubrovnik, Edenborough und Jemen. Wie er den Schüler verriet, hat Ruebenstrunk diese Orte vor dem Schreiben selbst bereist, “weil man zwar vieles, aber nicht alles im Internet recherchieren kann”.
Ob es denn die “vergessenen Bücher” tatsächlich gebe, fragte ein Schüler. Die Antwort des Autors faszinierte sein Publikum ganz offensichtlich: “Ich habe sie erfunden”, stellte er zunächst klar, berichtete aber dann: “Es gibt einen durchaus ernst zu nehmenden Wissenschaftler, der sagt, dass es alles, was man sich ausdenken kann, auch gibt.” Er könne sich das gut vorstellen, so Gerd Ruebenstrunk, “vielleicht nicht hier, sondern in einer Parallelwelt, von denen es ja mehrere geben soll”.
Auch in sein Privatleben gewährte der Autor den HJK-Schülern Einblicke. Auf die Frage, ob er schon als Kind viel gelesen habe, entgegnete er ein entschiedenes “Ja”. Bereits mit fünf Jahren habe er lesen gelernt und bald entdeckt, welche Möglichkeiten es ihm eröffnet: “Ich bin in Gelsenkirchen aufgewachsen, einer eher hässlichen Stadt, auch war meine Kindheit nicht so richtig glücklich.” Dann habe er die Welt der Geschichten entdeckt und gemerkt: “Mit Büchern ist alles möglich.” Ganz ähnlich wie seine Hauptfigur Arthur übrigens, der er autobiografische Züge einräumt. Die Veranstaltung endete mit ebenso spontanem wie donnerndem Applaus der Schüler — bevor sie die Bühne stürmten. Dort nämlich hatte der Autor für alle signierte Lesezeichen bereitgelegt.
Im Hermann-Josef-Kolleg ist der Deutsch- und Englischlehrer Marcus Michels zuständig für die Leseförderung und somit neben der Schulbücherei und dem Vorlesetag auch für die Organisation des Weltbuchtags. Bundesweit findet er jeweils unter dem Motto “Ich schenk dir eine Geschichte” statt, dem in jedem Jahr ein eigens aufgelegtes Buch gewidmet ist. In diesem Jahr ist es “Die Krokodilbande in geheimer Mission” von Dirk Ahner, das Buch verteilte das Ehepaar Pavlik nach der Lesung kostenlos an alle Schüler. Marcus Michels ist es wichtig, den Schülern Bücher nicht nur “wie in einem Museum” anzubieten: “Wir müssen etwas tun, mit Aktionen Interesse wecken, so dass die jungen Leute den Weg in die Bücherei finden.” Und dann später vielleicht auch in die Buchhandlung, denn auch dafür möchte die Schule mit dem Weltbuchtag in Kooperation mit Pavliks ein Zeichen setzen: den lokalen Buchhandel.
Übrigens, ein kleines “Bonbon” gab Gerd Ruebenstrunk den Schülern ganz zum Schluss mit auf den Weg: “Das ist eine unheimlich schöne Schule, die ihr hier habt. Ihr könnt glücklich sein, hier und in diesem Umfeld unterrichtet zu werden…”
Text und Bilder: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress