2. Halbjahr2019/2020

75 Jah­re nach der Befrei­ung von Ausch­witz – doch statt aus der Geschich­te zu ler­nen, neh­men Natio­na­lis­mus und rech­ter Ter­ro­ris­mus nicht nur in Deutsch­land wie­der zu! Mehr aus aktu­el­lem Anlass als aus rei­ner Erin­ne­rungs­kul­tur her­aus ist es also not­wen­dig, sich erneut und immer wie­der zu ver­ge­gen­wär­ti­gen, inner­halb wel­cher Struk­tu­ren und mit wel­cher Moti­va­ti­on die füh­ren­den Köp­fe des Natio­nal­so­zia­lis­mus sowie der soge­nann­te Durch­schnitts­deut­sche in der NS-Zeit agier­ten.
Mit weni­gen Unter­bre­chun­gen seit nun­mehr 16 Jah­ren brin­gen die Han­no­ver­schen Kam­mer­spie­le das Pro­gramm „Arzt hätt‘ ich nicht wer­den dür­fen“ – das Eich­mann-Pro­to­koll auf die Büh­ne, um u.a. Schü­le­rin­nen und Schü­lern das his­to­ri­sche Fall­bei­spiel Adolf Eich­mann näher zu brin­gen. So auch am 28. Febru­ar bei uns in Stein­feld: In der ers­ten Hälf­te stan­den die zwei Schau­spie­ler im Vor­der­grund, die – vor spar­sams­ter Kulis­se und mit weni­gen Ges­ten – das gespro­che­ne Wort in den Vor­der­grund rück­ten. Über­aus ein­drucks­voll zitier­ten sie aus den Ver­hör­pro­to­kol­len des Eich­mann-Pro­zes­ses, gaben erklä­ren­de Infor­ma­tio­nen aus sei­ner Bio­gra­phie und erstell­ten so sehr über­zeu­gend das Bild eines haupt­ver­ant­wort­li­chen, völ­lig skru­pel­lo­sen Täters, der sich selbst ledig­lich als flei­ßi­gen, unideo­lo­gi­schen Befehls­emp­fän­ger ver­stan­den wis­sen woll­te, der damit kei­ner­lei Schuld auf sich gela­den habe. 200 Ober­stu­fen­schü­ler und Neunt­kläss­ler ver­folg­ten gebannt, wie Eich­mann sei­ne Ver­stri­ckung in die Depor­ta­ti­on und Ermor­dung von Mil­lio­nen von Juden zu recht­fer­ti­gen ver­such­te.
Im zwei­ten Teil der Ver­an­stal­tung hat­ten nun unse­re Schü­le­rin­nen und Schü­ler die Mög­lich­keit, den bei­den Exper­ten für Adolf Eich­mann und den Holo­caust Fra­gen zu stel­len, die die­se äußerst kun­dig und aus­führ­lich beant­wor­te­ten. „Hat Eich­mann sei­nen eige­nen Aus­füh­run­gen etwa Glau­ben geschenkt?“, „Wie ist es mög­lich, dass ein Volk aus der Zivi­li­sa­ti­on abrutscht und sein Wis­sen und sei­ne Tat­kraft in den Mas­sen­mord und den Auf­bau von Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern inves­tiert?“, „Wie gelang Eich­mann und ande­ren Nazi-Grö­ßen die Flucht und wie wur­de man ihrer hab­haft?“ und „Was kön­nen wir aus der NS-Zeit für heu­te ler­nen? Gibt es Par­al­le­len zum aktu­el­len Rechts­ruck in Euro­pa und in der Welt?“ – Dies waren nur eini­ge Fra­gen unse­rer Schü­ler, die einer­seits zei­gen, wie sehr sie die Ver­an­stal­tung betrof­fen mach­te, und die ande­rer­seits von ihrem Bewusst­sein zeu­gen, dass sich Geschich­te hier nicht wie­der­ho­len darf und jedem Rechts­ra­di­ka­lis­mus, Into­le­ranz, Dis­kri­mi­nie­rung, Natio­na­lis­mus die Stirn gebo­ten wer­den muss. Das Böse mag banal auf­tre­ten, sei­ne Fol­gen sind es jedoch nie.
Wir dan­ken den Han­no­ver­schen Kam­mer­spie­len und ihren bei­den Prot­ago­nis­ten sehr für die über­aus gelun­ge­ne und lehr­rei­che Ver­an­stal­tung!!
Di