Feierlichkeiten
In diesem Jahr feiert unsere Schule bekanntlich ihr 100jähriges Bestehen. Großartige Ereignisse liegen hinter uns: ein feierlicher Festakt im September und gleich im Anschluss das gelungene Schulfest. Im Oktober schließlich war die gesamte Schulgemeinschaft nach Rom aufgebrochen, um eine Woche lang die heilige Stadt zu erleben und den Papst bei einer Audienz zu treffen.
Der 20. November und ein Heizungsproblem
Ein ganz anderes Ereignis war dann der heutige 20. November und doch ist er mit dem Jubiläum in gewisser Weise direkt verbunden: Viele Schüler:innen begaben sich heute auf eine unfreiwillige Reise durch Zeit und Raum. Für einen ganzen Tag nämlich erlebten sie Schule, wie sie damals war.
Und das kam so: Pünktlich zum ersten Schneefall in diesem Winter hatte die Heizungsanlage der Schule einen Defekt gemeldet. Eine Pumpe war ausgefallen und da ein Ersatzteil erst am nächsten Tag zu bekommen war, konnten nicht alle Räume der Schule beheizt werden. Da aber Steinfeld bekanntlich ein besonderer Ort ist, war es dennoch möglich, den regulären Schulbetrieb an diesem frostigen Novembertag aufrechtzuerhalten.
Notfallplan und Ausweichquartiere
Fleißige Helfer hatten schnell für Ausweichquartiere für diesen Tag gesorgt. Herr Böhnke erklärte sich sofort bereit, Räume des Gästehauses für den Unterricht zur Verfügung zu stellen. Ralf Kremp, unser stellvertretender Schulleiter, hatte sich anschließend darangesetzt und einen akribisch genauen Plan ausgearbeitet, der allen Klassen einen neuen Raum zuwies. Alle waren rechtzeitig informiert worden. Die meisten Schüler:innen der Sekundarstufe I konnten die noch beheizbaren Räume der Schule nutzen. Die Oberstufe aber wurde komplett ausquartiert und nutzte Räume des Klosters, des Gästehauses mit der Akademie und der Abtei der Trappistinnen (ehemals der Benediktinerinnen).
Unsere Oberstufenschüler:innen erlebten durch diesen Umstand eine Situation, wie sie in der Vergangenheit der Schule, ebenfalls umständehalber, über einen längeren Zeitraum gängige Praxis war. Bedingt durch Baumaßnahmen der End-70er, frühen 1980er Jahre (Abriss von Baracken, die von Pater Leopold die „Pappschachteln“ genannt wurden) war eine größere Platznot entstanden. Einzelne Klassen mussten ausquartiert werden und hatten ihren Unterricht in den Räumen der heutigen Akademie.
Anna Kirfel erinnert sich an den Unterricht in den Klosterräumen
An diese Zeit erinnert sich heute noch sehr gut Anna Kirfel, Lehrerin für Deutsch und Geschichte am HJK in der Zeit von 1981 bis 2013. „Kleine Klassen waren dort untergebracht, eine 6 oder 7 (…) oder eine 5. (…) Die haben da viel Spaß gehabt. Die Lehrer mussten vom Lehrerzimmer bis dahin gehen. Wenn man das in vier Minuten überwindet, muss man schon einen guten Schritt draufhaben. (…) Die Schüler hatten insofern Spaß, weil sie sich natürlich unbeaufsichtigt gefühlt haben, weil kein Lehrer permanent anwesend war. (…) Die haben dann in den kleinen Fensterlaibungen und auf der Fensterbank gesessen. Natürlich bekommt man im Nachhinein noch einen Schrecken. Wenn die da rausgefallen wären, das wäre nicht so schön gewesen, aber es ist nie etwas passiert. Das muss man sagen. Die Schüler hatten Spaß und machten Blödsinn. Sie hatten einige abgestellt, um zu gucken, wann der Lehrer kommt. Die mussten praktisch um die Wäscherei herum gucken; das geht natürlich gar nicht. Aber es war wichtig, den Lehrer zuerst zu sehen, um dann zu brüllen ‚Sie kommt.‘“
Ein besonderer Tag und der Geist von Steinfeld
Unseren Schüler:innen heute war sicher die besondere Nostalgie dieses Tages nicht bewusst, aber sie werden die Situation als eine ganz besondere erlebt haben. Sie hatten doch Unterricht in Räumen mit klingenden Namen wie dem „Musikraum der Akademie“, dem „Atelier“, dem „Akademieraum“, dem „Norbertsaal“, dem „St. Benediktraum Scholastika“, dem „St. Benediktraum Heilige Edith“ oder im ehemaligen „Primanertrakt“ des Klosters.
Die gesamte Schulgemeinschaft hat heute mit Flexibilität und einer großen Gelassenheit diese besondere Situation gemeistert. Ein weiterer Mosaikstein wurde dem denkwürdigen Jahr des Schuljubiläums hinzugefügt, wenn auch unverhofft. Und wenn man darüber nachdenkt, war es sicherlich auch wieder einer dieser besonderen Momente, in denen der Geist von Steinfeld in besonderer Weise spürbar war.
M. Michels