2. Halbjahr2020/2021

Im Her­mann-Josef-Kol­leg in Stein­feld gab es zwei Pre­mie­ren bei den Abitur­prü­fun­gen. Im aktu­el­len Schul­jahr haben zum ers­ten Mal seit 20 Jah­ren wie­der Schü­ler im Fach Sport das Abitur machen dür­fen. Und im Fach Mathe durf­te erst­mals das iPad mit einer bestimm­ten Soft­ware anstel­le des geo­me­trie­fä­hi­gen Taschen­rech­ners genutzt wer­den.
In Sachen Sport-Abitur war das Her­mann-Josef-Kol­leg Vor­rei­ter im Kreis Eus­kir­chen. Als ers­te Schu­le im Kreis Eus­kir­chen hat­te man nach der lan­gen von der Poli­tik ver­ord­ne­ten Zwangs­pau­se die Mög­lich­keit ergrif­fen, das Abitur im Fach Sport anzu­bie­ten. Mitt­ler­wei­le haben wei­te­re Gym­na­si­en im Kreis­ge­biet nach­ge­zo­gen. Eine Vor­aus­set­zung für das Sport­ab­itur sind durch­ge­hend drei Sport-Unter­richts­stun­den pro Woche ab Klas­se 5, was nicht für jede Schu­le mach­bar ist. „Ansons­ten gibt es aber kei­ne gro­ßen Hür­den“, sagt Sport­fach­schafts­lei­ter Ralf Kremp.
In Stein­feld haben vier Schü­ler ihre Prü­fun­gen im Fach Sport abge­legt. „2022 wer­den es aber schon zehn sein, das ist auch der Schnitt, den wir uns vor­ge­stellt haben“, erzählt Leh­rer Ben­ja­min Schaaf­stall. Den prak­ti­schen Teil, der zu 50 Pro­zent in die Note ein­fließt, haben die Schü­ler bereits vor den Oster­fe­ri­en absol­viert. Die­ser bestand aus zwei Prü­fun­gen: einem Mann­schafts­sport (in die­sem Fall Vol­ley­ball) und einem fit­ness-ori­en­tier­ten Teil (bei­spiels­wei­se eine Aus­dau­er­leis­tung oder die Pla­nung und Durch­füh­rung eines Bewe­gungs­pro­gramms).
Unmit­tel­bar vor den Pfingst­fe­ri­en folg­ten die münd­li­chen Prü­fun­gen. In der kön­nen die Schüler*innen unter ande­rem leis­tungs­be­zo­ge­ne Pro­gram­me vor­stel­len, Trai­nings­kon­zep­te ent­wi­ckeln oder ein Fit­ness­trai­ning pla­nen. „Es geht um wis­sen­schafts­ori­en­tier­tes Arbei­ten“, so Schaaf­stall. Dabei schlüp­fen die Schü­ler auch in die Leh­rer­rol­le und müs­sen zei­gen, dass sie erlern­tes Wis­sen auch erklä­ren und wei­ter­ge­ben kön­nen. Natür­lich dür­fen auch die iPads, mit denen das Her­mann-Josef-Kol­leg jedes Schul­kind ab Klas­se 7 (in der Coro­na-Pan­de­mie sogar schon die Sechst­kläss­ler) aus­stat­tet, ein­ge­bun­den wer­den.
iPad-App statt teu­rem Taschen­rech­ner
Das gilt auch und beson­ders für das Mathe­ma­tik-Abitur. „Grund­sätz­lich müs­sen in der Ober­stu­fe geo­me­trie­fä­hi­ge Taschen­rech­ner ange­schafft wer­den, die kos­ten zwi­schen 80 und 100 Euro. Jeder Schü­ler in Nord­rhein-West­fa­len ist ver­pflich­tet, die­se GTR-Rech­ner zu kau­fen“, erklärt Schul­di­rek­tor und Mathe­leh­rer Tho­mas Frau­en­kron.
Die Krux an der Sache: Laut Frau­en­kron wer­den in der Schu­le nur 20 bis 30 Pro­zent der Mög­lich­kei­ten die­ses Taschen­rech­ners benö­tigt. „Und nach der Schul­zeit kann man nichts mehr damit anfan­gen“, so der HJK-Direk­tor. Aus die­sem Grund wird das Land Nord­rhein-West­fa­len den Ver­wen­dungs­zwang die­ser Taschen­rech­ner bald wie­der auf­he­ben, so wie es Frau­en­kron beim Besuch von Schul­mi­nis­te­rin Yvonne Gebau­er in Stein­feld auch gefor­dert hat­te und damit offen­bar nicht allei­ne stand.
Die Lösung im Her­mann-Josef-Kol­leg ist ein­fach: Weil jeder Schü­ler über ein iPad ver­fügt, darf anstatt des Taschen­rech­ners eine CAS-App auf dem Tablet genutzt wer­den (CAS steht für Com­pu­ter­al­ge­bra­sys­tem). „Da wir als Schu­le die Lizen­zen für die App ein­kau­fen, ist das für die Schü­ler kos­ten­los. Und nicht nur das: Ein iPad ver­fügt über bes­se­re Tech­no­lo­gie als ein Taschen­rech­ner und ist auch zukunfts­fä­hi­ger“, sagt Frau­en­kron. Selbst nach der Schul­zeit kann man es noch benut­zen, für pri­va­te oder beruf­li­che Zwe­cke.
Die Schu­le hat­te des­halb ein Kon­zept erstellt und ans Schul­mi­nis­te­ri­um geschickt. Eine wich­ti­ge Vor­aus­set­zung war, dass die Prü­fungs­si­cher­heit garan­tiert sein muss. Schü­ler dür­fen also die App nicht ver­las­sen und bei­spiels­wei­se nach Ant­wor­ten goog­len kön­nen. „Doch sobald die Schü­ler die App star­ten, sind sie dar­in ein­ge­sperrt. Zusätz­lich kön­nen die Leh­rer sich auf die iPads auf­schal­ten, um das zu über­prü­fen“, erklärt Frau­en­kron.
Vor drei Jah­ren hat die Mat­he­fach­schaft begon­nen, die App zu nut­zen und zu erpro­ben. Dabei wur­den auch die Schü­ler mit­ein­be­zo­gen, denn die sind tech­nisch so fit, dass sie so man­che Schwach­stel­le schnell geknackt haben. Mit Erfolg: Das Schul­mi­nis­te­ri­um hat der Nut­zung zuge­stimmt.
Erst­mals mach­ten jetzt die ers­ten knapp 60 Schü­ler aus Leis­tungs- und Grund­kur­sen ihr Abitur damit. Und nicht nur das: Die App wird in allen natur­wis­sen­schaft­li­chen Fächern ver­wen­det – und da jeder Schü­ler ein Abitur­fach in die­sem Bereich bele­gen muss, kommt sie bei jedem Abitu­ri­en­ten zum Ein­satz.
„Für uns war die Nut­zung der App ein­fach nur ein logi­scher und kon­se­quen­ter Schritt“, meint Tho­mas Frau­en­kron und ergänzt: „Da jeder Schü­ler ein iPad besitzt, hät­te ich auch tat­säch­lich nicht gewusst, wie ich die Anschaf­fung eines GTR-Taschen­rech­ners den Eltern hät­te ver­kau­fen kön­nen.“
Bild1: Erst­mals wer­den im Mathe-Abi am Her­mann-Josef-Kol­leg auch iPad-Apps ver­wen­det. Das Schul­mi­nis­te­ri­um muss­te die Nut­zung zunächst erlau­ben. Statt­des­sen müs­sen kei­ne teu­ren Taschen­rech­ner mehr ange­schafft wer­den. Foto: Tho­mas Frau­en­kron
Bild2: Auch im Sport-Abi kom­men iPad-Apps zum Ein­satz, wie die Leh­rer Ben­ja­min Schaaf­stall (l.) und Ralf Kremp hier demons­trie­ren. Foto: Tho­mas Schmitz
Arti­kel von Tho­mas Schmitz, pp/Agentur Pro­fi­Press, 25.5.2021